Schmetterlinge in Baden-Württemberg in Not

Schmetterlingen gehören zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen in Baden-Württemberg. 50,5 Prozent der Arten gelten als gefährdet. Und auch bei den Zünslern werden ein gutes Drittel als gefährdet eingestuft. Das steht in der neuesten Fassung der Rote Liste Schmetterlinge Baden-Württemberg, die kürzlich veröffentlicht wurde.

„Die Gruppe der Schmetterlinge ist sehr artenreich. Gleichzeitig gehören sie durch die hohe Zahl gefährdeter Arten zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen im Land. Zu ihnen zählen besonders viele auffallende und schöne Arten, wodurch ihr Verschwinden aus der Landschaft das Insektensterben besonders sichtbar macht“, bilanziert Dr. Ulrich Maurer, Präsident der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW).

Fast 2 Millionen Datensätze wurden für die Rote Liste ausgewertet

Doch wie kommt man auf diese Zahlen? Die Rote Liste basiert auf der vom Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (SMNK) betreuten Landesdatenbank Schmetterlinge Baden-Württembergs, in der über 1,8 Mio. Datensätze, also Artnachweise, zur Verfügung stehen. Vor allem Ehrenamtliche melden Sichtungen. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich seit der letzten Fassung der Roten Liste Schmetterlinge die Datengrundlage mehr als verdreifacht. Zum ersten Mal seit 1979 konnte man auch die 209 im Land nachgewiesenen Zünzlerarten wieder einstufen.

Schmetterlinge haben aufgrund ihres Artenreichtums und ihrer Anpassung an fast alle Lebensräume eine wichtige Funktion als Bestäuber und sind Nahrungsgrundlage für andere Arten, wodurch sie unverzichtbar für den Erhalt der biologischen Vielfalt sind. Allerdings sind sie häufig auf bestimmte Lebensräume und Nahrungspflanzen spezialisiert, also etwa Magerraden, Moore oder Nasswiesen. Verschwinden diese Biotope dann verschwinden auch die Schmetterlinge. Auch die Qualität der Lebensräume bedingt etwa durch Stickstoff- und Pestizideinträge. Viele gefährdete Schmetterlingsarten finden sich deshalb oft nur noch in Naturschutzgebieten. Damit kommt diesen eine zentrale Rolle für das Erhalten der Schmetterlingsvielfalt zu.

Verlierer, Gewinner und Wiederentdeckte

Beispiele für ausgestorbene Arten sind Biotopspezialisten wie der Flockenblumen-Scheckenfalter und der Küchenschellen-Waldrebenspanner, Bewohner von Halbtrocken- bzw. Trockenrasen in Weinberglagen. Einige weniger anspruchsvolle, wärmeliebende Arten – darunter der Karstweißling und die Dunkelbraune Brombeereule – konnten aufgrund des Klimawandels neu nach Baden-Württemberg einwandern und breiten sich derzeit rasch aus; beide sind ungefährdet. Hoffnung machen Arten, die 2005 noch als ausgestorben galten und inzwischen wieder gefunden werden. Zu diesen gehört die Hofdame – ein Bärenspinner – der 2019 auf der Schwäbischen Alb wiederentdeckt und seither erfreulicherweise mehrfach bestätigt wurde.

Hier kann die 4. Fassung der Roten Liste Schmetterlinge als PDF heruntergeladen werden.