75 Aktionen zum 1. „Tag der Artenvielfalt“ in Baden-Württemberg

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) hat den 26. Juni zum „Tag der Artenvielfalt“ erklärt. Aus diesem Grund veranstalten am letzten Juni-Wochenende Vereine und Organisationen in Baden-Württemberg Exkursionen, Vorträge und Naturerlebnis-Aktionen. Sie wollen die Schönheit und den Reichtum der Artenvielfalt vor der eigenen Haustür in den Fokus rücken. Der Schwäbische Albverein unterstützt als Mitglied des LNV diese Aktion.

„Tag für Tag gehen wir alle achtlos an unzähligen faszinierenden Tier- und Pflanzenarten vorbei. Am ‚Tag der Artenvielfalt‘ wollen wir ganz bewusst hinschauen und uns vom Reichtum der Natur verzaubern lassen“, sagt der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner. „An jedem letzten Sonntag im Juni sollen zukünftig in ganz Baden-Württemberg die Menschen die Faszination unserer vielfältigen Natur erleben können.“

Die einzelnen Veranstaltungen hat der LNV unter www.tag-der-artenvielfalt-bw.de zusammengestellt. Die Bandbreite ist groß: So gibt es zum Beispiel beim Schwarzwaldverein Kenzingen eine Theateraufführung zum Auerhuhn, eine Fledermausexkursion und verschiedene naturkundliche Spaziergänge. Die Naturfreunde Öhringen gehen auf Insektenexpedition und das Umweltzentrum Schwarzwald Baar Neckar erkundet mit Interessierten das Moorgebiet Schwenninger Moos. Rund 30 Veranstaltungen finden allein in Mannheim unter dem Dach des „Tags der Artenvielfalt“ statt – wenn auch erst zwei Wochen später am 9. und 10. Juli.

Der Tag der Artenvielfalt ist Bestandteil der Initiative Artenkenntnis des LNV. Deren Schirmherrschaft hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann übernommen. Der Tag der Artenvielfalt 2022 wird unterstützt durch die Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung.

Hintergrund: Andere Gedenktage

Der Welttag des Artenschutzes wird jedes Jahr am 3. März begangen, um an die Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens am 3. März 1973 zu erinnern. Die UNESCO ruft am 22. Mai den Welttag der biologischen Vielfalt aus. Er erinnert daran, dass am 22. Mai 1992 das UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt verabschiedet wurde.

In Deutschland werden diese Tage jedoch kaum begangen – auch weil sie so früh im Jahr liegen, dass sich viele Arten und Lebensräume noch nicht richtig erleben lassen. Mit dem neuen Tag der Artenvielfalt inmitten der sommerlichen Vegetationsperiode möchte der LNV das Potenzial der Artenvielfalt als Veranstaltungsthema voll ausschöpfen und so den Artenreichtum in den Fokus des öffentlichen Interesses stellen.

 

15. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg

Thema ist in diesem Jahr: „Immaterielles Kulturerbe bewahren“. Die Veranstaltung findet in diesem Jahr als Online-Reihe statt. An drei Abenden werden aktuelle Entwicklungen in Praxis und Forschung vorgestellt und diskutiert.

Unter anderem geht es um die Vermarktung alter Obstsorten, den Einsatz von Drohnen und Geodaten zur Erfassung der Bestände oder um die Verwertung von Apfeltrester. Melden Sie sich jetzt an!

Die Online-Abende finden am 8., 15. und 22. Juni (donnerstags) von 19 bis 20:20 Uhr statt. Weitere Informationen zum Programm finden Sie im Flyer zur Veranstaltung.

Eine Online-Anmeldung ist über die Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg möglich. Bitte beachten Sie, dass Sie sich für jede Veranstaltung einzeln anmelden müssen. Nach der Anmeldung bekommen die Teilnehmenden einen Einwahl-Link per E-Mail zugeschickt.


Streuobstwiesen sind nicht nur wertvolle Lebensräume für wildlebende Tiere und Pflanzen, sondern ein wichtiger Teil der Kulturlandschaft und des Landschaftsbilds in Baden-Württemberg. Seit Kurzem ist der Streuobstbestand sogar als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Zahlreiche engagierte Menschen im Land sorgen dafür, dass dieser arten- und sortenreiche Lebensraum erhalten bleibt.

Derzeit gibt es rund 7,1 Millionen Streuobstbäume in Baden-Württemberg. Im Vergleich zu den Daten aus der Streuobsterhebung 2009, ergibt sich ein Rückgang von 17 Prozent in einem Jahrzehnt. Angesichts dieses Verlusts ist es umso wichtiger, relevante Akteure für den Erhalt der Streuobstbestände zu mobilisieren, Wissen rund um Sorten, Bewirtschaftung und Verwertung zu erhalten sowie Streuobstprodukte erfolgreich zu vermarkten.

 

Lotsendienst für Amphibien

Im Frühjahr machen sich Kröten, Molche und Frösche auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Damit sie beim Überqueren von Straßen nicht von Autos überfahren werden, sind derzeit an allen Kröten-Hotspots Lotsendienste zur Stelle. Ehrenamtliche tragen die Tiere dann in Eimern über die Straße. Mit dabei Freiwillige der Albvereins-Ortsgruppe Holzheim.

Engagiert wurden sie vom Referat Umweltschutz und Grünordnung der Stadt Göppingen. Hanna Schütze-Clement, Teamsprecherin der Ortsgruppe, leitete den Aufruf für die ehrenamtliche Amphibienrettungsaktion an die Albvereinler weiter. Naturschutz und Wandern gehört beim Schwäbischen Albverein von jeher zusammen. Und so fand sich eine Gruppe Aktiver, die mithalfen.

 Auf Grund der noch sehr kalten März- und Aprilnächte war der Sammelerfolg bislang noch recht bescheiden. Aber es wird ja jeden Tag wärmer. Und wenn sich am kalten Ostermontag-Morgen auch keine echten Kröten und Frösche fanden, so wurde die Gruppe, darunter auch einige Kinder, wenigstens mit Zuckerfröschen und Schokoladeneiern belohnt.

OG Sachsenheim: Ehrenamtliche reinigen Nistkästen

Die Brutsaison kann kommen. Insgesamt 48 Nisthilfen für Singvögel und Insekten haben ehrenamtliche Helfer der Ortsgruppe Sachsenheim auch in diesem Frühjahr wieder gereinigt. Schon seit vielen Jahren engagiert sich die Ortsgruppe für den Naturschutz. Schwerpunkt legt Helmut Mager, Naturschutzwart der Ortsgruppe Sachenheim, dabei auf die Unterstützung von Fledermäusen. 

Die Nisthilfen befinden sich auf Albvereinsflächen am Heiligenberg in Häfnerhaslach, auf städtischen Grundstücken im Mettertal und den städtischen Streuobstflächen im Gewann „Roden“. Recht differenziert ist mittlerweile das Angebot für die unterschiedlichen Vögel und Insekten in Bezug auf die Nisthilfen. So sehen die Nistkästen für Meisen anders aus wie beispielsweise die für Eulen. Insgesamt gibt es mittlerweile 47 verschiedene Nistmöglichkeiten im einschlägigen Fachhandel.

Vögel und Fledermäuse nehmen Nistkästen gerne an

Insgesamt waren die Nistkästen gut belegt. Nur jeder zehnte war nicht bewohnt. Erneut ein Indiz für Mager, dass unsere Vögel auf unsere Hilfe angewiesen sind. Vor allem Kohl- und Blaumeisen, Kleiber, Stare, Buchfinekn und Feldsperlinge nisten in den Kästen. Das konnte anhand der Altnester festgestellt werden. Auch die Fledermauskästen werden gut angenommen, wie am vorgefundenen Kot zu sehen war.

Schlafender Untermieter

Vereinzelt entdecken die Ehrenamtlichen aber auch Bewohner, für die die Behausung eigentlich nicht gedacht war. So wurde ein Siebenschläfer in seinem Winterschlaf überrascht. In drei Kästen waren keine Nester von Piepmätzen sondern von Hornissen. Leider wurden auch drei tote Einzelvögel und zwei komplette tote Bruten mit vier Jungvögeln gefunden. Mittlerweile bauen die Tiere immer häufiger Plastikmaterial, das leider immer häufiger in der Natur vorzufinden ist, in ihre Nester ein.

Helmut Mager, Naturschutzwart der OG Sachsenheim und Gaupressewart des Stromberggaus des Schwäbischen Albvereins

Anerkennung von Streuobst als immaterielles Kulturerbe der UNESCO gefordert

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg unterstützt gemeinsam mit weiteren Naturschutzverbänden den Antrag auf Anerkennung des Streuobstanbaus als Immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO.

Das Land Baden-Württemberg hat den Antrag auf Anerkennung im April 2020 bereits befürwortet. Als nächster Schritt steht nun auf Bundesebene die Entscheidung der Kultusministerkonferenz im März an.

Streuobstwiesen haben lange Tradition

Streuobstwiesen genannt, haben in Baden-Württemberg eine lange Tradition. Ab dem 15. und 16. Jahrhundert begann man Obstbäume in die Landschaft zu „streuen“. Sie gehören mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen Europas. Bedingt durch den Bau von Straßen, Gewerbe- und Wohngebieten und der damit verbundene Zerschneidung der Landschaft haben sich ihre Bestände seit den 1960er Jahren fast halbiert.

Die Streuobstbestände im Land sind jedoch aufgrund sinkender Preise für Bio-Mostobst weiter gefährdet. „Nachdem die Preise für Bio-Mostobst aus Streuobst in Deutschland dramatisch sinken, wird es immer wichtiger, den Mehrwert von Obst aus Streuobstwiesen herauszustellen. Ein Baustein dafür ist die Anerkennung des Streuobstanbaus als immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO“, betont Martin Engelhardt, Streuobstexperte beim Landesnaturschutzverband (LNV).

Bio-Ostplantagen als Sargnagel für Streuobstwiesen

Derzeit kündigen Keltereien reihenweise ihre Verträge mit Bio-Streuobsterzeugern. Die Abnehmerpreise haben sich fast halbiert. Hintergrund ist der seit 2014 ausgeweitete Anbau von Bio-Obst in Plantagen im europäischen Ausland und am Bodensee. Die Plantagen kommen jetzt in die Ertragsphase und liefern billiges Plantagen-Bioobst. Wenn sich der Trend fortsetzt, ist Baden-Württemberg in etwa 30 Jahren ohne nennenswerte Streuobstbestände und hat seine europaweit bedeutsamen Hotspots der Artenvielfalt für immer verloren, fürchtet der LNV.

Viele Streuobstwiesen werden außerdem nicht mehr fachgerecht bewirtschaftet. Ihre Pflege ist zeitaufwändig und macht viel Arbeit. Das ist vielen Besitzer aus Altersgründen oft zu viel. Bei den nachfolgenden Generationen fehlt oft das Wissen, die Zeit und das Engagement die Obstbaumwiesen so zu betreuen, dass diese Biotope auch langfristig erhalten bleiben. Die Folge: Die Streuobstwiesen wachsen zu, die Bäume sehen ungepflegt aus.

Die Auszeichnung als Immaterielles Kulturerbe wäre eine wichtige Anerkennung für alle Menschen, die sich im Streuobstbau engagieren, und für das Land eine Verpflichtung, sich besser als bisher um die Streuobstbestände zu kümmern, betonen die Naturschutzverbände.

Pressemitteilung des LNV, NABU und BUND

Als anerkannter Naturschutzverband und Mitglied des LNV setzt sich der Schwäbische Albverein für den Arten- und Naturschutz in Baden-Württemberg ein. Viele Ortsgruppen pflegen Streuobstwiesen und beraten Besitzer beim Erhalt ihrer Wiesen. Die Ortsgruppe Markgröningen legte im Herbst 2019 gemeinsam mit einer Klasse der Landern-Grundschule eine neue Streuobstwiese an.

Unsere Broschüre mit Informationen zur Geschichte von Streuobstwiesen, zu ihrem Schutz, ihrer Fauna und Flora sowie mit einem Wandervorschlag: https://natur-umwelt.albverein.net/publikationen/obstbaumwiesen/

Landschaftspflegetrupp: Artenschutz mit Motorsäge und Freischneider

Wanderungen in Gruppen und bunte Markierungen an Wanderwegen – damit verbinden die meisten Menschen den Schwäbischen Albverein. Doch der Verein ist weit mehr. Seit vielen Jahrzehnten setzt er sich für den Erhalt wertvoller Naturschutzgebiete und den Artenschutz ein.

Als einziger Naturschutzverband beschäftigt der Verein dafür einen hauptamtlichen Landschaftspflegetrupp. Der Leiter des Pflegetrupps, Jörg Dessecker, erläutert im Interview Geschichte und Aufgaben des Teams.

Wie muss man sich die Arbeit des Landschaftspflegetrupps vorstellen?
Jörg Dessecker: Wir kümmern uns um die Naturschutzflächen, die dem Schwäbischen Albverein gehören, und andere wertvolle Flächen. Außerdem unterstützen wir unsere Ortsgruppen bei ihrer Naturschutzarbeit. Das macht einen großen Teil von dem aus, was wir tun. Dazu kommen Pflegeverträge Diese laufen oft über mehrere Jahre.

Sie sprechen von „wertvollen Flächen“. Was verstehen Sie darunter?
Dessecker: Das können Wacholderheiden sein, Hecken oder Magerwiesen. Viele der Albvereinsflächen sind ja verpachtet an Schäfer und Landwirte. Wir werden da tätig, wo Landwirte mit größeren Maschinen nicht mehr tätig werden können, ohne größere Schäden anzurichten. . Wichtig ist uns dabei die Zusammenarbeit mit den Ortsgruppen. Wir sind zum Beispiel bei den Landschaftspflegetagen der Gaue dabei oder binden Ehrenamtliche aus den Ortsgruppen in unsere Pflegeeinsätze mit ein.

Wie sieht eine typische Arbeitswoche aus?
Dessecker: Wenn wir größere Flächen zu pflegen haben, dann verbringen wir die Woche in der Regel vor Ort. Wir fahren also Montags hin und kommen erst am Freitagabend oder am Samstag wieder zurück nach Stuttgart. Übernachtet wird dann in unseren Wanderheimen, in Naturfreundehäusern oder Pensionen. Die Werkzeuge bringen wir mit dem Transporter mit. In manchen Gebieten – etwa im Schopflocher Moor – arbeiten wir auch mit einer Pferderückerin oder einem Pferderücker zusammen.

Das hört sich sehr intensiv an.
Dessecker: Das stimmt schon. Aber es gibt auch Zeiten, in denen es ruhiger ist. Etwa im Mai und Juni. Viel zu tun gibt es während der Vegetationsruhe von Oktober bis Februar. Da machen wir viele grobe Arbeiten, wie Gehölzpflege, Entbuschungsaktionen oder das Freischeiden von Wacholderheiden. Im Frühjahr geht es dann an die Obstbaumpflege, Trockenmauerbau und Besucherlenkungsmaßnahmen. Und im Sommer müssen Wiesen gemäht werden. Dazu kommen Besprechungen und Umweltbildungsmaßnahmen, z.B. Aktionen mit Schulklassen. Die Arbeit geht uns nicht aus.


Der Transporter des Pflegetrupps ist mittlerweile etwas in die Jahre gekommen. 2021 muss er ersetzt werden. Dafür bitten wir um Spenden! Stichwort: Landschaftspflege. Oder Sie besuchen unsere Facebook-Spendenaktion.


Der Schwäbische Albverein leistet sich als einziger Naturschutzverband einen hauptamtlichen Pflegetrupp. Wie kam es dazu?
Dessecker: Ich bin quasi Mitarbeiter der ersten Stunde. 1991 habe ich als Zivildienstleistender angefangen und wurde danach sofort übernommen. Den Haupt- und Gaunaturschutzwarten war es ein großes Anliegen, für die Pflegearbeiten eine hauptamtliche Person zu haben, die damals die Zivildienstleistenden, heut die FÖJler anleiten und die Ortsgruppen bei ihren Aktionen beraten und unterstützen kann. Und dann hat das halt gepasst, dass da jemand war, der Interesse hatte, Begeisterung mitbrachte und sich mit der Landschaftspflege und in der Gegend auskannte.. Anfangs bestand der Pflegetrupp aus mir und zwei Zivis, meinem Privatauto und einem Hänger mit ein paar Werkzeugen. Mittlerweile sind wir zu fünft – zweiHauptamtliche, zwei FÖJler und ein Praktikant. Und wir haben einen etwas in die Jahre gekommenen Transporter sowie die nötigen Maschinen wie Motorsägen und Freischneider.

Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Arbeit?
Dessecker: Man ist draußen und hat mit der Natur zu tun. Das gefällt mir. Wenn im Frühjahr alles erwacht, sprießt und gedeiht, wenn alles blüht und die Vögel zwitschern, dann geht es mir gut. Mit unserer Arbeit erhalten Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Das ist mir wichtig.

Warum sind die typisch „schwäbischen“ Landschaften wie Wacholderheiden und Trockenrasen so wichtig für den Artenschutz?
Dessecker: Sie weisen eine unheimlich hohe Artenvielfalt auf. Auf Wacholderheiden oder Magerwiesen etwa wachsen zwischen 100 bis 150 verschiedene Pflanzenarten. Und auf jede Pflanzenart kommen 10 bis 15 Insektenarten, die darauf angewiesen sind. Deshalb sind diese Flächen so wichtig. Leider gibt es immer weniger davon. Sie sind eingeklemmt zwischen Wald und Intensivlandwirtschaft oder sie werden zerstückelt durch den Flächenfraß. Deshalb ist es so wichtig, die Flächen zu erhalten, die es noch gibt. Allerdings macht uns der Klimawandel mittlerweile schon sehr zu schaffen.

Inwiefern?
Dessecker: Die Artenvielfalt geht zurück. Es gibt fast keine Falter mehr, viele Blühpflanzen sind verschwunden. Die Flächen brennen im Sommer richtiggehend aus. Früher haben wir im Juli die erste Mahd gemacht. Danach kamen die Wiesen wieder zum Blühen. Das gibt es heute meist gar nicht mehr, weil es einfach zu heiß und zu trocken ist. Oft mähen wir deshalb auch nur noch einmal im Jahr und achten besonders darauf, bestimmte Areale mit Blühpflanzen auszusparen. Außerdem lassen wir auf von Schafen beweideten Wacholderheiden größere Gehölze stehen, damit die Tiere Schatten haben.

Gibt es eine Fläche, an der Sie besonders gerne arbeiten?
Dessecker: Bei Tuttlingen gibt es ein Waldbiotop, an dem der Frauenschuh gut wächst. Die Fläche war vor einigen Jahren noch sehr verwaldet. Unsere ehrenamtlichen Naturschutzwarte haben uns auf die Fläche aufmerksam gemacht. Wir haben dann  große Fichten gefällt, die Gehölzsukzession zurückgedrängt und somit die Fläche geöffnet. Und wir erweitern das Areal immer mehr und pflegen es kontinuierlich. Es ist gigantisch zu sehen, wie viele Orchideen dort mittlerweile wieder wachsen. Ein weiteres Gebiet, das ich besonders mag, ist eine Fläche im Naturschutzgebiet Kochhartgraben und Ammertalhänge bei Tübingen. Vor 25 Jahren war da noch ein Schäfer mit seiner Herde unterwegs. Aber der Mann musste aus Altersgründen aufhören. Die Fläche ist daraufhin immer stärker zugewachsen.  Wir haben dann mit viel ehrenamtlicher Unterstützung in mühevoller Handarbeit, mit Freischneider und Motorsäge  die Trockenrasenflächen zurückgewonnen. Heute gibt es dort eine riesige Artenvielfalt. Zum Beispiel Küchenschellen im Frühjahr, Silberdisteln, Enziane und – ein besonderes Highlight – die Blauflügelige Ödlandschrecke.

Wie wichtig ist die ehrenamtliche Unterstützung für Ihre Arbeit?
Dessecker: Sehr wichtig! Ohne das ehrenamtliche Engagement unserer Mitglieder gäbe es viele Naturschutzflächen gar nicht mehr. Den Ehrenamtlichen ist es auch hauptsächlich zu danken, dass es seit 1993 den hauptamtlichen Pflegetrupp gibt.

Weitere Infos: Landschafts- und Biotopflege des Schwäbischen Albvereins

 

Landeswettbewerb „Baden-Württemberg blüht“ – Jetzt teilnehmen!

Ihre Ortsgruppe engagiert sich in vorbildlicher Weise für die biologische Vielfalt? Sie pflegen Wacholderheiden, Obstbaumwiesen, Hecken oder Mähdern? Dann bewerben Sie sich jetzt beim Landeswettbewerb „Baden-Württemberg blüht“.

Mit dem Wettbewerb will das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Kooperationen sowie Projekte und Maßnahmen auszeichnen, die dem Erhalt der biologischen Vielfalt im Land dienen.

Wer kann mitmachen?

Bewerben können sich engagierte Kommunen, Landwirtinnen und Landwirte, Vereine wie der Schwäbische Albverein und seine Ortsgruppen, Imkerinnen und Imker, Streuobstwiesenbewirtschaftende, Jägerinnen und Jäger, Unternehmen sowie Naturinteressierte, privat engagierte Gruppen, Schulen und Kindertagesstätten – also alle, die sich für eine bunt blühende und vielfältige Kommune und Landschaft einsetzen. Bis zum 31. Dezember können Projekt- und Maßnahmenbeschreibungen bzw. Fotobeiträge eingereicht werden.

Fachjury wählt Preisträger aus

Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch eine Fachjury aus Vertreterinnen und Vertretern der Land- und Forstwirtschaft sowie des Naturschutzes, der Kommunalen Landesverbände, der Wissenschaft und der Verwaltung. Bei der Bewertung durch die Fachjury liegt der Fokus auf der Gesamtkonzeption des Vorhabens. Bewertet werden zudem die Zusammenarbeit mit Akteuren aus verschiedenen Bereichen, der Umfang der ergriffenen Maßnahmen, die Öffentlichkeitsarbeit, der Umweltbildungsaspekt, die Dauerhaftigkeit der ergriffenen Maßnahmen sowie fachliche Aspekte.

Dotiert ist der Wettbewerb mit insgesamt 25.000 Euro. Die Preisverleihung findet im Sommer 2021 statt.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Wettbewerb sowie die Bewerbungsunterlagen.