Schmetterlinge in Baden-Württemberg in Not

Schmetterlingen gehören zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen in Baden-Württemberg. 50,5 Prozent der Arten gelten als gefährdet. Und auch bei den Zünslern werden ein gutes Drittel als gefährdet eingestuft. Das steht in der neuesten Fassung der Rote Liste Schmetterlinge Baden-Württemberg, die kürzlich veröffentlicht wurde.

„Die Gruppe der Schmetterlinge ist sehr artenreich. Gleichzeitig gehören sie durch die hohe Zahl gefährdeter Arten zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen im Land. Zu ihnen zählen besonders viele auffallende und schöne Arten, wodurch ihr Verschwinden aus der Landschaft das Insektensterben besonders sichtbar macht“, bilanziert Dr. Ulrich Maurer, Präsident der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW).

Fast 2 Millionen Datensätze wurden für die Rote Liste ausgewertet

Doch wie kommt man auf diese Zahlen? Die Rote Liste basiert auf der vom Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (SMNK) betreuten Landesdatenbank Schmetterlinge Baden-Württembergs, in der über 1,8 Mio. Datensätze, also Artnachweise, zur Verfügung stehen. Vor allem Ehrenamtliche melden Sichtungen. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich seit der letzten Fassung der Roten Liste Schmetterlinge die Datengrundlage mehr als verdreifacht. Zum ersten Mal seit 1979 konnte man auch die 209 im Land nachgewiesenen Zünzlerarten wieder einstufen.

Schmetterlinge haben aufgrund ihres Artenreichtums und ihrer Anpassung an fast alle Lebensräume eine wichtige Funktion als Bestäuber und sind Nahrungsgrundlage für andere Arten, wodurch sie unverzichtbar für den Erhalt der biologischen Vielfalt sind. Allerdings sind sie häufig auf bestimmte Lebensräume und Nahrungspflanzen spezialisiert, also etwa Magerraden, Moore oder Nasswiesen. Verschwinden diese Biotope dann verschwinden auch die Schmetterlinge. Auch die Qualität der Lebensräume bedingt etwa durch Stickstoff- und Pestizideinträge. Viele gefährdete Schmetterlingsarten finden sich deshalb oft nur noch in Naturschutzgebieten. Damit kommt diesen eine zentrale Rolle für das Erhalten der Schmetterlingsvielfalt zu.

Verlierer, Gewinner und Wiederentdeckte

Beispiele für ausgestorbene Arten sind Biotopspezialisten wie der Flockenblumen-Scheckenfalter und der Küchenschellen-Waldrebenspanner, Bewohner von Halbtrocken- bzw. Trockenrasen in Weinberglagen. Einige weniger anspruchsvolle, wärmeliebende Arten – darunter der Karstweißling und die Dunkelbraune Brombeereule – konnten aufgrund des Klimawandels neu nach Baden-Württemberg einwandern und breiten sich derzeit rasch aus; beide sind ungefährdet. Hoffnung machen Arten, die 2005 noch als ausgestorben galten und inzwischen wieder gefunden werden. Zu diesen gehört die Hofdame – ein Bärenspinner – der 2019 auf der Schwäbischen Alb wiederentdeckt und seither erfreulicherweise mehrfach bestätigt wurde.

Hier kann die 4. Fassung der Roten Liste Schmetterlinge als PDF heruntergeladen werden.

OG Sachsenheim erhält Mittel aus der Bürgerstiftung der Gemeinde

400 Euro hat die OG Sachsenheim (Stromberg Gau) von der Bürgerstiftung Sachsenheim erhalten. Das geld ist für Nisthilfen gedacht, die als Ersatz von nicht mehr nutzbaren Nisthöhlen angeschafft werden sollen. Die ersetzten Nisthöhlen sind aus Holzbeton und zum Teil bis zu 25 Jahre alt.

Die Nisthilfen hängen auf den städtischen Streuobstwiesen im,,Roden“, auf einer Streuobstwiese in Kleinachsenheim, der Stadt gehörenden Grundstücke im Mettertal und auf den albvereinseigenen Biotopen am Heiligenberg auf Gemarkung Häfnerhaslach in den Gewannen ,,Braunäcker“. Der Schwäbische Albverein in Sachsenheim und vor allem der dortige Naturschutzwart Helmut Mager betreuen in die Nisthilfen.

Die Nisthilfen unterscheiden sich je nach Vogelart dabei. Etwa 80 verschiedene Produkte zur Unterstützung der heimischen Vogelwelt sind auf dem Markt. Eine Hilfe für den Steinkauz sieht anders aus als eine für den Vogel des Jahres 2025, dem Gartenrotschwanz. Fledermaüse (übrigens keine Vögel, sondern Säugetiere) habe andere Bedingungen an ihre Behausungen als Kleiber. Der Star stellt andere Bedingungen an seine Heimstatt wie die Blaumeise.

Helmut Mager kontrolliert die Nisthilfen regelmäßigt und säubert sie im Winter. Geschieht dies nicht, macht sich Ungeziefer breit und gefährdet den Bruterfolg im nächsten Frühjahr. Manche Höhlen nutzen die Vögel in kalten Winternächten als Schlafplatz.

Kindergärten kommen nach Angaben von Mager gerne auf die Streuobstwiesen, um sich bei ihm über die verschiedenen Bewohner der Nisthilfe zu informieren.

Ein Loblied auf das Unkraut

Was haben Giersch, Löwenzahn und Brennnesseln gemeinsam? Sie wachsen oft da, wo sie nicht so gern gesehen sind und ärgern so den ordentlichen Gartenliebhaber. Um zu ihrer Rehabilitation beizutragen, gibt es seit einigen Jahren den Ehrentag des Unkrauts am 28. März.

Ausgerissen, vergiftet und als Un-Kraut verleumdet – Manche Pflanzen haben es nicht leicht. Dabei haben „Unkräuter“ wichtige Funktionen in der Natur. Sie ernähren Insekten und verknüpfen Arten- und Ökosysteme. Es sind Wildkräuter, Gräser und Wildblumen, die als begleitende Vegetation auf Äckern oder anderen Kulturpflanzenbeständen, Grünland oder in Gärten wachsen. Sie werden dort nicht gezielt angebaut, sondern säen sich selber aus.

Der Mensch stört sich oft an diesen Pflanzen. Trotz ihres ökologischen Wertes. Manche mögen eben keine Gänseblümchen oder Pusteblumen in ihrem Rasen. Andere ärgern sich, weil der Giersch das Gemüsebeet überwuchert. Landwirte bekämpfen etwa die Ackerwinde oder die Vogelmiere im Getreide, denn zu viel Unkraut mindert den Ertrag.

Ökologischer Wert sogenannter Unkräuter

Doch angesichts des massiven Artensterbens setzt auch ein Umdenken ein. Sogenannte Unkräuter bieten ernähren nämlich viele Bestäuber, sie sind Wohnstatt für viele Insekten oder schützen den Boden vor Erosion. Sie tragen dazu bei, unsere Ökosysteme stabiler und diverser zu machen und damit auch widerstandsfähiger gegen den Klimawandel. Gerade in dicht besiedelten Gebieten oder auf in landwirtschaftlichen Monokulturen bieten Äcker- oder Straßenränder mit Wildpflanzen Insekten ein Überleben. Und wer gerne Schmetterlinge oder andere Insekten in seinem Garten bewundert möchte, sollte dort einige „wilde Ecken“ stehen lassen als Brutstätte für Raupen und Insektenlarven und Nahrung für die ausgewachsenen Insekten.

Sieht gut aus, schmeckt gut und hilft gegen Wehwehchen

Dazu kommt, dass viele sogenannte Unkräuter einfach hübsch sind. Was symbolisiert denn den Sommer besser als das Rot des Klatschmohns oder das Blau der Kornblume? Kamille und Spitzwegerich sind mittlerweile als Heilpflanzen wieder fest etabliert, während Rübe oder Feldsalat – früher verpönt – mittlerweile als Kulturpflanzen gelten.

Dem Giersch an den Kragen

Doch was tun, wenn das „Unkraut“ wirklich stört und einfach nicht vergehen will – so wie etwa der Giersch im Garten? Der verbreitet sich im Sommer schneller, als man schauen kann. Durch seine unterirdischen Ausläufer ist er kaum in den Griff zu kriegen. Oberirdisch wächst er „wie Unkraut“ und nimmt anderen Pflanzen das Licht und den Platz. Alles in allem recht ärgerlich.

Doch warum nicht aus der Not eine Tugend machen und den lästigen Burschen einfach verspeisen? Mit Essig, Öl, Salz und Pfeffer angerichtet ergeben junge Triebe einen sehr leckeren, frischen Salat.  Der Geruch und Geschmack des Gierschs etwas an Möhre oder Petersilie. Zudem ist er gesund. Als Heilpflanze soll er gegen Rheuma, Gicht, Ischias und viele weitere Zipperlein wirken, weswegen wird er in manchen Gegenden „Zipperleinskraut“ genannt wird.

Wilde Superfoods

Es gibt auch noch viele weiter vermeintliche Unkräuter, die wir vervespern können oder die gegen irgendwelche Wehwehchen helfen. Hier weitere Beispiele:

  • Junger Löwenzahn zum Beispiel eignet sich wie der Giersch als Salat. Er enthält Vitamin A, Kalium und Bitterstoffe, die die Verdauung anregen. Geben wir noch ein paar Gänseblümchenblüten darüber, dann kommt noch eine Dosis Vitamin C dazu. Ein wahrer Super-Salat.
  • Frische Brennnesseltriebe kann man kochen wie Spinat und bekommt neben dem würzigen Geschmack noch eine Extraportion Eisen, Kalzium und Magnesium dazu.
  • Die Vogelmiere, ebenfalls reich an Eisen und Vitamin C, schmeckt gut als Pesto zubereitet.
  • Die Blätter des Sauerampfers wirken antientzündlich, enthalten viel Vitamin C und eignen sich für Suppen, Soßen oder Salate. Doch bitte nur die ganz jungen, grünen Blätter pflücken und in Maßen genießen. Sauerampfer enthält nämlich Oxalsäure, die in größeren Mengen gesundheitsschädlich ist.
  • Spitzwegerich lässt sich zu Hustentee verarbeitet. Der Saft aus zerriebenen Blättern lindert den Juckreiz bei Insektenstichen und fördert die Wundheilung.


Wenn Sie mehr wissen wollen, über Wildkräuter und wie sie sich in der Küche und Hausapotheke verwenden lassen, dann schauen Sie doch in unserem Lädle vorbei. Dort haben wir eine Auswahl Wildkräuter-Buchern für Sie vorrätig. Oder Sie stöbern in unserem Onlineshop.

Jetzt Gelder für den Artenschutz beantragen

Die LNV-Stiftung fördert auch dieses Jahr wieder Artenschutzprojekte. Bis zum 30. April einen Antrag einreichen!

Einreichen können sie ehrenamtliche Naturschützerinnen und Naturschützer sowie Vereine und Umweltgruppen. Die eingereichten Aktivitäten müssen den Erhalt der Biodiversität und unserer natürlichen Lebensgrundlagen zum Ziel haben.

Seit ihrer Gründung förderte die LNV-Stiftung weit über 350 Natur- und Umweltschutzprojekte. Das Spektrum reicht von der Unterstützung der Umweltbildung in Kindergärten und Schulen über Jugendeinsätze zur Landschaftspflege bis zu Hilfsmaßnahmen für Amphibien, Hirschkäfern, Schwalben und Mauerseglern.

Antragsfrist ist der 30. April 2024. Hier geht es zum Antragsformular.

Liebe Aktive in den Ortsgruppen, wenn Ihr in diesem Jahr noch Artenschutzmaßnahmen plant und dafür Geld benötigt, bewerbt Euch für die Förderung. Es lohnt sich!

 

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Mitarbeiten im Naturschutz? Gerne!

Der nächste Einsatz ist am 14. Oktober in Möckmühl

Helfen Sie mit bei einem unserer Landschaftspflegetage im Herbst! Diese finden in der Regel samstags und über das Vereinsgebiet verteilt statt. So können Sie sich in Ihrer Region für den Naturschutz engagieren, auch wenn Sie wenig Zeit haben. Hier erfahren Sie mehr:

In den Naturschutzgebieten und auf anderen schützenswerten Flächen gibt es das ganze Jahr über viel zu tun. Während der Zeit der Vegetationsruhe von Oktober bis März ist besonders viel los. Des Öfteren ist dann das laute Dröhnen von Motorsägen oder das Röhren der Freischneider zu hören. Denn wenn die Wiesen abgeblüht sind, die Bäume nicht mehr im Saft stehen und garantiert kein Vogel mehr brütet, rücken Naturschützer an. Dann müssen Wiesen gemäht werden, Hecken auf den Stock gesetzt, Gestrüpp entfernt und manchmal auch ein Baum gefällt werden. Das alles ist nötig, um wertvolle Naturschutzflächen langfristig zu bewahren. Hier gibt es weitere Infos dazu, warum Landschaftspflege so wichtig ist.

Ehrenamtliche helfen mit bei der Landschaftspflege

Der Landschaftspflegetrupp des Schwäbischen Albvereins unter der Leitung von Jörg Dessecker wird bei vielen Einsätzen von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern unterstützt. Meist bereiten die Profis die Flächen schon unter der Woche vor. Am Samstag stoßen dann die Ehrenamtlichen dazu und helfen mit Rechen, Gabeln und Muskelkraft beim Zusammentragen des Schnittguts.

Haben Sie Interesse mitzuhelfen und der Natur so etwas Gutes zu tun? Gemeinsam mit Gleichgesinnten an der frischen Luft zu arbeiten, macht Spaß und hilft beim Erhalt von Lebensräumen für seltene Pflanzen und Tiere. Vorkenntnisse sind keine erforderlich und falsch machen kann man eigentlich auch nichts. Alle Interessierten werden vor Ort von den Fachleuten in die Arbeit und das Gerät eingewiesen. Und für das leibliche Wohl ist vor Ort auch gesorgt.

Termine der nächsten Landschaftspflegetage

  • Samstag, 30. September, ab 9 Uhr im Naturschutzgebiet Füllmenbacher Hofberg in der Gemeinde Sternenfels. Bitte kurz anmelden bei der Gauvorsitzenden Christel Krumm 07141- 71409 oder
  • Samstag, 14. Oktober, ab 9 Uhr im Hergstbachtal bei Möckmühl. Anfahrt über die Kreisstraße Ruchsen Richtung Korb. Nach ca. einem Kilometer ist auf der rechten Seite ein kleiner Parkplatz (unterhalb des Naturdenkmals). Bitte kurz anmelden bei Siegbert Genzwürker unter 06298 1466.
  • Samstag, 21. Oktober, ab 9 Uhr in Eningen unter Achalm, Treffpunkt wird noch bekannt gegeben. Kontakt für Rückfragen: Herbert Hanner, Vorsitzender der Ortsgruppe Eningen, E-Mail: .
  • Samstag, 28. Oktober, im Naturschutzgebiet Grafenberg bei Herrenberg-Mönchberg, Treffpunkt am Mönchberger Sattel um 10 Uhr (gemeinsam mit dem Schwarzwaldverein). Bitte kurz anmelden unter .


Viele Albvereins-Ortsgruppe haben zudem noch eigene Landschaftspflegetage und rufen lokal zur Mitarbeit auf. Bitte verfolgen Sie die örtliche Presse oder wenden sich direkt an Ihre Ortsgruppe.

Blumenwiesenfest in Bad Urach: Einiges los auf der Wiese

Grashüpfer, Hummeln, Goldlaufkäfer, Schmetterlinge; dazu Wiesen-Salbei, Rot-Klee, Acker-Witwenblumen und der zottige Klappertopf – beim Blumenwiesenfest am 24. Juni in Bad Urach-Wittlingen drehte sich alles um die artenreiche Flora und Fauna auf der Schwäbischen Alb.

Die 22 teilnehmenden Naturfreunde, sieben davon Kinder, waren gut ausgerüstet mit Kescher und Becherlupen, aber auch natürlichen Hilfsmitteln wie einem guten Auge und spitzen Fingern auf dem Albvereins-Grundstück am Hartburren unterwegs. Unter der Leitung von Thomas Klingseis, Diplombiologe und Umweltpädagoge (faunistischer Teil) und Hanna Eberlein vom Regierungspräsidium Tübingen Referat 56 – Naturschutz und Landschaftspflege (botanischer Teil) machten sie sich ans Werk.

Vielfalt auf der Blumenwiese

Die Hitze der vergangenen Woche hatte die meisten Blüten schon zum Verblühen gebracht. Dennoch gab es noch einiges zu finden: Wiesen-Salbei, Wiesen-Margerite, Rot-Klee, Spitzwegerich, Acker-Witwenblumen und teilweise auch noch der zottige Klappertopf. Hanna Eberlein half beim Bestimmen der Pflanzen, von denen zum Teil nur noch die Fruchtstände zu sehen waren.

Eine kurze Frage muss an dieser Stelle sein: Woher der Klappertopf seinen Namen? Das konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den eigenen Ohren hören. Denn die Samenstände der abgeblühten Pflanze klappern im Wind. Gepflückt und geschüttelt lässt sich der Klappertopf als kleine Rassel verwenden.

Hausrezept gegen Mückenstiche

Aua, das juckt und schmerzt! Mückenstiche lassen sich bei derlei Unternehmen auf der Wiese leider nicht vermeiden. Hanna Eberlein hat hier eine pflanzliche Sofortmaßnahme parat. Bei Stichen aller Art hilft nämlich, Spitzwegerich zwischen den Fingern zu zerreiben und den Pflanzensaft auf den Stich zu streichen.

Insektenreiche Wiese

Auch verschiedenes kleines Getier fand sich auf der Wiese: Viele verschiedene Tiere gefunden: Schmetterlinge wie Ochsenauge und Bläuling, Grashüpfer, Grasnelkenwidderchen, Hummeln, Spinnen, Goldlaufkäfer und Feldgrillen, lateinisch Gryllus campestris. Vier männliche Grillen konnten die Kinder mit dem Käscher fangen. Thomas Klingseis hatte sogar Terrarien dabei, die die Kinder mit etwas Erde befüllten. Dort wurden die gefangenen Feldgrillenmännchen dann hineingesetzt, um sie genauer zu betrachten. Übrigens: Im Unterschied zu den Männchen haben die weiblichen Grillen eine nach hinten ragende Legeröhre.

Spannende Feldgrillen

Feldgrillen sind glänzend schwarz gefärbt. Fliegen können sie nicht. Sie leben in 10 bis 20 cm tiefen und zirka 2 cm breite Röhren in der Erde. Nur die Männchen können singen oder zirpen. Die Geräusche entstehen, sie ihre Vorderflügel aneinander reiben. Das ist etwa wie bei einer Geige, bei der der Bogen über die gespannten Saiten gezogen wird. Treffen beim Umherstreifen im Gelände zwei Männchen aufeinander, betasten sie sich mit den Fühlern und der Revierinhaber beginnt mit dem Rivalengesang, der aus einer langen Folge gleichartiger Schallsignale besteht. Das schreckt offensichtlich den Eindringlich ab. Wenn nicht, geht die Sache nicht gut aus. Heftige, gar tödliche Kämpfe sind die Folge – zu beobachten in dem Terrarium. Um Leben zu retten, wurden sie freigelassen, denn sonst wäre am Ende nur eine männliche Grille im Terrarium übriggeblieben.

Auch nächstes Jahr soll es wieder ein Blumenwiesenfest geben für alle, die in der Natur gerne mal etwas genauer hinschauen und Geschichten und Dramen in der Pflanzen- und Tierwelt live miterleben wollen. Wir laden rechtzeitig dazu ein.

Katharina Heine, Referentin Naturschutz beim Schwäbischen Albverein

LNV-Stiftung fördert Artenschutzprojekte – Jetzt Anträge einreichen!

Bis 30. April können ehrenamtliche Naturschützerinnen und Naturschützer sowie Vereine und Umweltgruppen bei der LNV-Stiftung wieder Projekte und Aktivitäten zur Förderung einreichen. In diesem Jahr geht es um den Erhalt der Biodiversität und unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Seit ihrer Gründung förderte die LNV-Stiftung weit über 350 Natur- und Umweltschutzprojekte. Das Spektrum reicht von der Unterstützung der Umweltbildung in Kindergärten und Schulen über Jugendeinsätze zur Landschaftspflege bis zu Hilfsmaßnahmen für Amphibien, Hirschkäfern, Schwalben und Mauerseglern.

Förderschwerpunkt im Jahr 2023 sind Aktionen, Projekte und Maßnahmen rund um das Thema Artenkenntnis und Artenschutz. Antragsfrist ist der 30. April 2023. Hier geht es zum Antragsformular.

Liebe Aktive in den Ortsgruppen, wenn Ihr in diesem Jahr noch Artenschutzmaßnahmen plant und dafür Geld benötigt, bewerbt Euch für die Förderung. Es lohnt sich!

 

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Förderantrag für Artenschutzprojekte stellen

Die LNV-Stiftung fördert auch 2023 wieder gute Ideen und Aktivitäten, die helfen, die Natur und die Artenvielfalt in Baden-Württemberg zu erhalten – sei es durch Biotopschutz, Umweltbildungsarbeit oder weitere konkrete Maßnahmen. 2023 sind vor allem Artenschutzprojekte gesucht. Förderanträge stellen können Personen oder Gruppen, die sich ehrenamtlich im Natur- und Umweltschutz engagieren.

Liebe Albvereins-Ortsgruppen: Nützt die Gelegenheit und stellt Förderanträge für Eure Artenschutzprojekte. Antragsschluss ist der 30. April 2023.

Hier alle Infos und Antragsunterlagen.

Landschaftspflege des Schwäbischen Albvereins gilt dem Natur- und Artenschutz

Immer wieder kommt es vor, dass unser Landschaftspflegetrupp Unverständnis erntet. Etwa wenn blühende Wiesen abgemäht, Hecken „rasiert“, Büsche und Bäume gefällt werden – und das auch noch in Naturschutzgebieten. Doch die Landschaftspflege des Schwäbischen Albvereins gilt dem Natur- und Artenschutz. Hier erklären wir Ihnen mehr.

Jörg Dessecker macht Tabula rasa. Das Visier seines Schutzhelms über die Augen gezogen, sägt sich der Leiter des Landschaftspflegetrupps des Schwäbischen Albvereins durch dichtes Weidengebüsch. Was wie ein willkürlicher Kahlschlag aussieht, ist Teil einer Landschaftspflegemaßnahme im Schopflocher Moor. „Die Weiden würden hier sonst alles zuwuchern“, erklärt Dessecker.

Sukzession zerstört typische Landschaften

Ein Traktor mit mannshohen Reifen zieht auf einem Weg am Rande des Moors einen großen Wagen heran. Mit einem kleinen Kran wird das Weidengebüsch aufgeladen. Die Weide ist eigentlich eine typische Gehölzart für die Gegend. Wird sie jedoch nicht in Schach gehalten, wuchert sie das Moor zu. Sukzession nennen das die Fachleute. Das gilt es zu verhindern, um die Streu- und Feuchtwiesen, die wertvoller Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sind, und das charakteristische Landschaftsbild zu erhalten.

Landschaftspflege für den Artenschutz

Landschaftspflege ist ein wichtiger Bestandteil des Natur- und Artenschutzes. Auch in Naturschutzgebieten. Bei Landschaftspflegetagen kann es dort dann sehr geschäftig zugehen – wie im vergangenen Oktober im Schopflocher Moor, wo mehr als 80 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer mitarbeiteten, auch auf Flächen, die normalerweise nicht betreten werden sollen.

Kritische Anfragen zu Landschaftspflegemaßnahmen

„Vor allem wenn es um die Heckenpflege geht, bekommen wir immer wieder kritische Anfragen“, berichtet Naturschutzreferentin Meike Rau. Hier sind Eingriffe nämlich sehr deutlich sichtbar. „Auf Stock setzen“ nennen es Fachleute, wenn eine Hecke so stark zurückgeschnitten wird, dass im Grunde nicht mehr viel davon übrig ist. „Das ist notwendig, um die Hecke zu verjüngen und zu erhalten“, erklärt Rau. Damit die Heckenbewohner wie Insekten und Vögel trotzdem ihren Lebensraum behalten, gehe man beim Verjüngen in Abschnitten vor. Und auch eine schöne Blumenwiese wird nicht ohne Grund gemäht, erklärt Rau weiter. So werden etwa bestimmte Gräser und andere Pflanzen vor dem Aussamen entfernt, damit sie sich nicht weiter vermehren und seltene Arten verdrängen.

Wird die Landschaft sich selbst überlassen, entsteht ein neuer Wald

Generell gilt: Das Ziel aller Landschaftspflegemaßnahmen ist immer, die Kulturlandschaft zu erhalten und artenreiche Flächen zu pflegen. Denn „Natur pur“ gibt es in Deutschland so gut wie nirgends mehr. Wacholderheiden, auf die man auf der Schwäbischen Alb so stolz ist, sind im Laufe der Jahrhunderte durch intensive Schafbeweidung entstanden. Weideflächen mit ihrem Magerrasen auf der Albhochfläche oder im Heckengäu sind alte Kulturlandschaften, ebenso wie die Wiesentäler im Schwäbisch-Fränkischen Wald. Die reiche Kulturlandschaft, die wir heute sehen, ist letztlich ein Produkt menschlicher Wirtschaftsweise. Und sie ist Heimat für viele – auch seltene – Pflanzen und Tiere. Wird sie sich selbst überlassen, würde ein Wald entstehen.

 

Typische Kulturlandschaften als Lebensraum seltener Arten

Im 20. Jahrhundert sind viele dieser typischen Kulturlandschaften verloren gegangen. Artenreiche Magerwiesen sind nicht lukrativ in der Bewirtschaftung, da sie seltener gemäht werden dürfen als Wirtschaftswiesen. Auch die Schäferei ist als Hauptberuf kaum noch ein einträgliches Geschäft. Die Folge: Wacholderheiden verbuschen, Wiesentäler wachsen zu. Das Landschaftsbild verändert sich. Lebensräume gehen verloren, die viele Arten brauchen. Die Silberdistel zum Beispiel, viele Orchideenarten und andere Wiesenblumen, seltene Schmetterlinge, Wildbienen oder Eidechsen. Hier greift die Landschaftspflege ein.

Landschaftspflegetrupp kümmert sich um Albvereins-Naturschutzflächen

Der Schwäbische Albverein sträubt sich gegen diese Entwicklung. Seit vielen Jahrzehnten hat der anerkannte Naturschutzverband für den Natur- und Artenschutz wichtige Flächen erworben. Dazu gehören Wälder, Wacholderheiden, Magerwiesen, Hecken und Feldreine oder eben auch große Teile des Schopflocher Moors. Seit 1993 unterhält der Verein einen eigenen, hauptamtlichen Landschaftspflegetrupp mit Jörg Dessecker als Leiter. Das vierköpfige Team bestehend aus zwei Landschaftsgärtnern und zwei FÖJlern oder Bundesfreiwilligendienstleistende kümmert sich um die Albvereinsflächen, unterstützen die Ortsgruppen bei ihrem ehrenamtlichen Engagement im Naturschutz und gehen den Kommunen im Ländle zur Hand, wenn diese Unterstützung anfordern.

Weitere Informationen über unsere Landschafts- und Biotoppflege

 

 

Klimaschutz war Thema beim Naturschutztag des Schwäbischen Albvereins

Der Ausbau erneuerbarer Energien und der Naturschutz scheinen sich nicht immer grün zu sein. Wie beide trotz aller Konflikte zusammengehen können, wurde beim Naturschutztag des Schwäbischen Albvereins am 12. November in Wernau erörtert.

Der Klimawandel ist auch in Baden-Württemberg angekommen. Immer mehr extreme Wetterereignisse wie Hitzesommer oder Starkregen verursachen große Schäden. Etwa 25 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten sind durch den Klimawandel vom Aussterben bedroht. Es ist also höchste Zeit gegenzusteuern, erklärte Regierungspräsidentin Susanne Bay vom Regierungsbezirk Stuttgart in ihrem Beitrag beim Naturschutztag. „Wir sind immer noch viel zu abhängig von fossilen Energieträgern, wie uns auch der Krieg in der Ukraine deutlich vor Augen führt.“ Der Umstieg auf erneuerbare Energien sei deshalb unausweichlich. 2021 lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung bei 36,3 Prozent. „Da ist deutlich Luft nach oben.“

Strom aus erneuerbaren Energien ist die Zukunft

„Wir brauchen in Zukunft große Solarparks und Windkraftanlagen“, stimmte Franz Pöter, Geschäftsführer der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg e. V. der Regierungspräsidentin zu. „Andernfalls werden wir den Umstieg nicht rechtzeitig schaffen.“ Denn bis 2040 soll Baden-Württemberg klimaneutral werden. Doch ist es realistisch? „Eine sehr bedeutende Reduktion der Treibhausgase ist dafür nötig“, so Pöter beim Naturschutztag. Energiesparen, energieeffiziente Technologien nutzen und die erneuerbaren Energien beim Stromverbrauch und im Wärmebereich ausbauen – das sind die wichtigen Schritte, die nun nötig sind und schnellstmöglich umgesetzt werden sollen.

Emissionen einsparen

Die gute Nachricht ist: Die Erzeugung von Strom aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse ist mittlerweile deutlich günstiger als aus fossilen Energieträgern. Außerdem hat sich die Technik enorm weiterentwickelt. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses etwa reduziert die CO2-Emissionen um durchschnittlich 10 Tonnen pro Jahr. „Das ist ungefähr so viel, wie jeder von uns als CO2-Päckchen mit sich herumträgt“, rechnet Pöter vor. Mit Solarparks ließen sind noch wesentlich mehr Emissionen einsparen. Im Winterhalbjahr ist dann Windenergie entscheidend. Pöter nennt die Windräder die „Arbeitspferde“ der Stromerzeugung. Und auch hier gilt: Die heutigen Anlagen sind deutlich leistungsstärker als früher. Sie sind höher und die Rotordurchmesser größer, so dass auch bei geringen Windgeschwindigkeiten Strom produziert werden kann.

Hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung

Die Bevölkerung hat mittlerweile die Notwendigkeit des Ausbaus erkannt. Pöter verweist auf eine repräsentative Umfrage, die die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg e.V., durchgeführt habe. Selbst im eigenen Wohnumfeld könnten sich mehr als zwei Drittel der Befragten einen Solarpark und immer noch 64 Prozent ein oder mehrere Windräder vorstellen.

Flächen und Genehmigungen nötig

Bis 2040 müssen Wind- und Solarenergie mindestens 80 Prozent des Strommixes in Baden-Württemberg ausmachen, um das ehrgeizige Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. „Wir brauchen dafür Flächen und Genehmigungen“, betont Pöter.

Beitrag von Franz Pöter, Geschäftsführer der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg e. V., zum Download


Schlüsselfrage nach dem Standort

Doch wo und vor allem auch wie sollen diese Anlagen aus Naturschutzsicht entstehen? Dieser Frage widmeten sich beim Naturschutztag Luca Bonifer und Pia Schmidt vom Dialogforum Energiewende und Naturschutz. Das Dialogforum ist ein Gemeinschaftsprojekt der beiden Naturschutzorganisationen BUND und NABU mit dem Ziel, alle Beteiligten und Betroffenen bei einem naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien zu beraten und zu schulen.

Energiewende naturverträglich gestalten

Die beiden Fachfrauen sind davon überzeugt: „Man kann die Energiewende naturverträglich gestalten.“ Das ist wichtig, denn immer wieder geraten die Anliegen des Klimaschutzes mit den Anliegen des Natur- und Artenschutzes in Konflikt. Da brütet der Rotmilan just in der Nähe der Stelle, an der ein Windrad entstehen soll. Oder das Laichgebiet der streng geschützten Gelbbauchunke ist einem Solarpark im Weg. Oder der Flächenverbrauch beim Bau von Windrädern gerade in den Wäldern steht immer wieder in der Kritik.

Keine Windräder in Naturschutzgebieten

„Wir wollen keine Windräder in Naturschutzgebieten und anderen sensiblen Gebieten“, erklärt Bonifer. „Es gibt genug andere, unkritische Flächen.“ Intensiv genutzte Fichtenwälder etwa statt naturnahe, arteinreiche Waldgebiete oder freie Flächen, in denen keine gefährdeten Arten leben. Mit automatischen Abschaltungen könne das Kollisionsrisiko für Fledermäuse gesenkt werden. Mit neuen und attraktiven Jagdhabitaten oder Ersatzlebensräumen könne man die Tiere auch von den Anlagen weglocken. „Bis 2025 müssen in Baden-Württemberg die Windenergiegebiete ausgewiesen werden“, erklärt Bonifer. Hier sei Mitarbeit gefragt, damit sensible Gebiete gar nicht erst in Erwägung gezogen werden.

Photovoltaik auch auf Freiflächen nötig

Was Photovoltaik-Anlagen angeht, so besteht mittlerweile die Pflicht, sie auf Neubauten und Parkplätzen ab einer bestimmten Größe mit einzuplanen. „Aber wir werden nicht drum herum kommen, Anlagen auch auf Freiflächen zu bauen“, stimmt Pia Schmidt ihrem Vorredner Franz Pöter zu. Diese „Freiflächen“ sind in der Regel landwirtschaftliche Nutzflächen. Auf 60 Prozent dieser Flächen werden Futtermittel und auf weiteren 16 Prozent Energiepflanzen angebaut, gibt Schmidt zu bedenken. Ein Solarpark liefere ein Vielfaches an Energie als Mais, der dann in einer Biogasanlage verstromt wird. Wichtig sei also die Frage: Was war vorher auf dieser „Freifläche“?

Solarparks als Natur-Oasen

Werde ein Solarpark richtig geplant und gebaut, mit ausreichend Platz zwischen den Modulen, genug Bodenabstand und Korridoren für Großwild, dann können diese sogar Oasen für Flora und Fauna werden. Blühflächen unter und zwischen den Modulen, eine Schafbeweidung, Nistkästen, Feuchtbiotope sowie Totholz- oder Steinhaufen an den Rändern bieten Insekten, Vögeln, Eidechsen und Amphibien eine Heimat und Nahrung. „Wenn eine Anlage erst mal steht, gibt es wenig Störungen, d.h. die Natur kann sich ausbreiten“, erklärt Schmidt.

Wichtig: Sich bei der Planung einmischen

Es gibt also Lösungen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien naturverträglich zu gestalten. Gerade die Standortwahl ist dabei entscheidend. Naturschützerinnen und Naturschützer sowie Menschen mit Ortskenntnis müssten sich deshalb rechtzeitig in die Planungen einbringen, so dass die Anlagen an der richtigen Stelle entstehen und mit entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen geplant werden, betonen Schmidt und Bonifer. Das Dialogforum Energiewende und Naturschutz bietet hierbei Unterstützung und Beratung an.

Beitrag von Luca Bonifer und Pia Schmidt, Dialogforum Energiewende und Naturschutz, zum Download