Volksantrag gegen den Flächenverbrauch „Ländle leben lassen“: Anhörung im Landtag

Im Frühjahr reichte ein Bündnis von 26 Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen 53.000 Unterschriften für einen Volksantrag gegen den Flächenverbrauch beim Landtag ein. In einer gemeinsamen Sitzung von fünf Landtagsausschüssen hörten sich am Freitag, 14. Juni, die Abgeordneten die Argumente der Initiatoren des Volksantrages und weiterer Experten an.

Die Ausschüsse „Landesentwicklung und Wohnen“, „Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz“, „Umwelt, Klima und Energiewirtschaft“, „Verkehr“ und „Wirtschaft, Arbeit und Tourismus“ wollten sich so im Vorfeld einer Landtagsentscheidung über den Volksantrag ein Bild machen, wie in der Fachwelt der Volksantrag beurteilt wird.

Reduzierung des Flächenverbrauchs als zentrales Ziel

Zentrales Anliegen des Volksantrages ist die rasche Reduzierung des Flächenverbrauchs auf 2,5 Hektar pro Tag und längerfristig auf Netto-Null, wie sie im Koalitionsvertrag bereits beschlossen, aber noch nicht vollzogen wurde. Erreicht werden soll dieses Ziel durch verbindliche Obergrenzen für die Ausweisung neuer Bebauungspläne. Bündnissprecher Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg, betonte, dass die Schaffung von neuem Wohnraum und Gewerbeflächen auch dann möglich sei, wenn man mit Fläche sparsamer und effizienter umgeht. Handlungsbedarf bestehe dabei weniger in den Ballungsräumen als im Ländlichen Raum, wo 80 Prozent des Flächenverbrauchs stattfindet. Bauen in die Höhe und nicht in die Breite sei eine Strategie. Noch wichtiger sei es aber, die Potenziale im bebauten Bereich wie Baulücken und Leerstände zu mobilisieren. Engagierte Kommunen zeigen bereits heute, was möglich ist, sind aber leider noch nicht in der Mehrheit.

Landwirtschaftliche Flächen schützen

Marco Eberle, Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes, ging insbesondere auf den Schutz der landwirtschaftlichen Flächen ein. Fruchtbare Erde müsse weiterhin für die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln bereitstehen und dürfe nicht weiter versiegelt werden. Dazu müssten endlich verbindliche Vorgaben zum Schutz der Böden erlassen werden. Diese seien notwendig, um eine regionale Lebensmittelproduktion und die Zukunft der heimischen Landwirtschaftsbetriebe gewährleisten zu können. Allein der durchschnittliche Flächenverlust der letzten 10 Jahre in Höhe von 5 Hektar pro Tag entspräche pro Woche der Fläche eines landwirtschaftlichen Betriebes in Baden-Württemberg.

„Ziele“ statt „Grundsätze“

Eine konkrete Forderung des Bündnisses lautet, im neuen Landesplanungsgesetz das von der Regierungskoalition beschlossene Flächensparziel als „Ziel“ und nicht als „Grundsatz“ der Raumplanung festzusetzen. Ziele müssen umgesetzt werden, über Grundsätze kann man sich in der Abwägung hinwegsetzen. Daneben enthält der Volksantrag eine Reihe von weiteren Forderungen wie „Gewerbeflächenpools“ und den besonderen Schutz fruchtbarer Böden. Der Ausbau der Photovoltaik solle bevorzugt auf bereits versiegelten Flächen wie beispielsweise Parkplätzen und großflächigen Flachdächern erfolgen.

Vorrang für Innenentwicklung – der Bund in der Pflicht

Bei der Anhörung kamen auch die Kommunalverbände und verschiedene Experten zu Wort, von denen etliche den Volksantrag kritisch sahen. Allerdings bekannten sich alle zum Vorrang der Innenentwicklung, für die die Gemeinden freilich mehr Ressourcen und rechtliche Instrumente benötigen.

Hier sieht „Ländle leben lassen“ insbesondere den Bund in der Pflicht. Die Gemeinden brauchen mehr und praktikablere Instrumente, um erfolgreich Innenentwicklung betreiben zu können, so z. B. eine „Innenentwicklungsmaßnahme“. Die vom Bundeskanzleramt betriebene geplante Änderung des § 246e im Baugesetzbuch, der Trabantensiedlungen auch fernab besiedelter Bereiche ermöglichen soll, würde den Flächenfraß noch verstärken und müsse umgehend aufgegeben werden.

Interessant auch die Frage an Albrecht Reuß von der Architektenkammer, wieviel mehr an Nutzfläche für Wohnen und Gewerbe denn durch Innenentwicklung geschaffen werden könne. Im ländlichen Raum sei da durchaus der Faktor 2 drin, meinte Reuß. Allerdings gäbe es auch vielfältige Hemmnisse, an denen gearbeitet werden müsse.

Der Landtag wird sich in den nächsten Wochen und Monaten weiter mit dem Thema beschäftigen und über den Volksantrag entscheiden.

Pressemitteilung des Trägerbündnisses Volksantrag „Ländle leben lassen“

Ehrennadel des Landesnaturschutzverbands an engagierten Albvereinler

Richard Haussmann, langjähriger Naturschutzwart aus Neuffen, ist mit der LNV-Ehrennadel für seine besonderen Verdienste im Naturschutz und in der Landschaftspflege gewürdigt worden. Die Auszeichnung überreichte der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner am Rande der Mitgliederversammlung des Verbands am 20. April.

Ehepaar Haussmann bei der Ehrung. Foto: LNV/Schade-Michl

Laudator Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des Schwäbischen Albvereins würdigte das jahrzehntelange Engagement von Richard Haussmann für die Landschaftspflege und den Erhalt sensibler Biotope. Haussmann war über 20 Jahre Naturschutzwart des Schwäbischen Albvereins mit Schwerpunkt für den Bereich Neuffen. Er organisierte Pflegeeinsätze, war Ansprechpartner für das Regierungspräsidium und unterstützte den Pflegetrupp des Schwäbischen Albvereins.

Schutz der Neuffener Heide als Lebensaufgabe

Das besondere Engagement von Richard Haussmann galt dem Naturschutzgebiet „Neuffener Heide“. Ohne die langjährigen, von Richard Haussmann organisiert und tatkräftig unterstützten Landschaftspflegeeinsätze würden sich Schwarzdorn und Wildrosen an den Hängen des Hohenneuffen ausbreiten und der gesamte Bereich verbuschen, stellte Laudator Rauchfuß fest. Die Beweidung durch Schafe alleine kann das Aufkommen der Gehölze nicht verhindern. Die früheren Aufgaben des Schäfers übernimmt mit der Schwäbische Albverein. Ohne diese regelmäßige Mahd und das Freischneiden würden die Halbtrockenrasengesellschaften mit ihren vielen seltenen und geschützten Pflanzen, darunter seltene Orchideen, verschwinden. Seit Sommer 2023 hat er seine Aufgabe in jüngere Hände übergeben.

Jugendliche für die Landschaftspflege gewinnen

Es gelang dem früheren Lehrer Richard Haussmann schon früh, Jugendliche für die Landschaftspflege zu gewinnen und einzubeziehen. Als Lehrer nutzte er seine Kontakte und in Folge halfen die Lehrlinge der Lehrwerkstatt von Bielomatik und verschiedene Schulklassen der Realschule Neuffen tatkräftig und regelmäßig beim Zurückschneiden der Gehölze und der Mahd. Neben diesem Engagement unterstützt Richard Haussmann den Pflegetrupp des Schwäbischen Albvereins im Teckbereich beim Schopflocher Torfmoor. Er war Vertreter des Albvereins bei den Sitzungen des LNV-AK Esslingen und unterstützte die Aktionen des Landschaftserhaltungsverbandes Esslingen. Laudator Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß würdigte das große Engagement von Richard Haussmann und nennt besonders die Unterstützung der Naturschutzmaßnahmen durch dessen Ehefrau.

Im Schwäbischen Albverein verwurzelt

Herr Haussmann bedankte sich herzlich für die lobenden Worte und die Ehrung. Er kam bereits im Jahr 1953 zum Schwäbischen Albverein, ist in diese Gemeinschaft hineingewachsen und mit dem Verein groß geworden. Im Schwäbischen Albverein durchlief er verschiedene Stationen vom Wanderwart zum Naturschutzwart und Schriftführer. Seit 1979 widmete er sich gemeinsam mit seiner Frau verstärkt der Jugendarbeit und gründete eine Schülergruppe, die von rd. 50 Kindern besucht wurde. Die damals gebastelten und aufgehängten Nistkästen hängen heute noch und werden regelmäßig gepflegt.

 

Naturschutz und Genuss beim Wandern im Großen Lautertal

Am 27 April laden wir Sie von 10 bis 14 Uhr zu einer naturkundlichen Wanderung ein rund um die Burg Derneck im Großen Lautertal ein.

Jörg Dessecker, der Leiter des Landschaftspflegetrupps des Albvereins, und Paul Jörg von der Ortsgruppe Gundelfingenführen über die typischen Wacholderheiden und erläutern die dortige Artenvielfalt. Sie erklären den Nutzen der Landschaftspflege durch Schafe und Menschen, um der Verbuschung der Wacholderheiden Einhalt zu gebieten. Die Teilnehmenden können dann selber mit Rechen und Gabeln etwas Hand anlegen. Zum Abschluss besteht die Gelegenheit, regionale Produkte aus heimischer Landwirtschaft zu probieren.

Treffpunkt ist um 10 Uhr am Wanderparkplatz unterhalb der Burg Derneck beim „Spielplatz Breitle“. Ende der Veranstaltung ist um 14 Uhr. Die Runde ist etwa 8 Kilometer lang. Vesper und Getränke gibt es gegen einen Unkostenbeitrag von 12 Euro für Erwachsene, 6 Euro für Kinder.

Anmeldung bitte bis 24. August unter naturschutz@schwaebischer-albverein.de oder telefonisch unter 0711 / 22585-14.

Streuobst im Klimawandel

Herzliche Einladung zum Landesweiten Streuobsttag Baden-Württemberg am 4. Mai. Die Hybrid-Veranstaltung findet an der Universität Hohenheim in Stuttgart und online statt. Ziel des Streuobsttags ist die Vernetzung von Praxis und Forschung zum Thema Streuobst. Die Teilnehmenden erfahren aktuelle Erkenntnisse aus Forschungs- und Praxisprojekten zum Schwerpunktthema „Streuobst im Klimawandel“.

Derzeit gibt es in Baden-Württemberg noch rund 7 Millionen Streuobstbäume auf fast 80.000 Hektar. Streuobstwiesen liefern nicht nur leckeres, regionales Obst, sondern leisten auch einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Der Erhalt dieser typischen Landschaften ist deshalb wichtig im Sinne des Artenschutzes, der regionalen Landwirtschaft und des Landschaftsschutzes.

Beim diesjährigen Streuobsttag geht es vorrangig um Obstbaumpflege, um die nachhaltige Förderung von Streuobst und um Projekte, den Streuobstbau durch neue Anbaumethoden und Sortenauswahl dem Klimawandel anzupassen.

Der Streuobsttag findet am Donnerstag, 4. Mai, von 10 bis 17 Uhr im Audimax der Universität Hohenheim in Stuttgart statt.

Die Teilnahme vor Ort kostet 40 Euro inklusive Mittagessen und Getränke. Der Online-Beitrag beträgt 27 Euro. Ein Zoom-Link wird zwei Tage vor der Veranstaltung zur Verfügung gestellt. Anmeldung bitte bis 25. April.

Hier finden Sie alle Infos und Anmeldeinformationen.

Ein Loblied auf das Unkraut

Was haben Giersch, Löwenzahn und Brennnesseln gemeinsam? Sie wachsen oft da, wo sie nicht so gern gesehen sind und ärgern so den ordentlichen Gartenliebhaber. Um zu ihrer Rehabilitation beizutragen, gibt es seit einigen Jahren den Ehrentag des Unkrauts am 28. März.

Ausgerissen, vergiftet und als Un-Kraut verleumdet – Manche Pflanzen haben es nicht leicht. Dabei haben „Unkräuter“ wichtige Funktionen in der Natur. Sie ernähren Insekten und verknüpfen Arten- und Ökosysteme. Es sind Wildkräuter, Gräser und Wildblumen, die als begleitende Vegetation auf Äckern oder anderen Kulturpflanzenbeständen, Grünland oder in Gärten wachsen. Sie werden dort nicht gezielt angebaut, sondern säen sich selber aus.

Der Mensch stört sich oft an diesen Pflanzen. Trotz ihres ökologischen Wertes. Manche mögen eben keine Gänseblümchen oder Pusteblumen in ihrem Rasen. Andere ärgern sich, weil der Giersch das Gemüsebeet überwuchert. Landwirte bekämpfen etwa die Ackerwinde oder die Vogelmiere im Getreide, denn zu viel Unkraut mindert den Ertrag.

Ökologischer Wert sogenannter Unkräuter

Doch angesichts des massiven Artensterbens setzt auch ein Umdenken ein. Sogenannte Unkräuter bieten ernähren nämlich viele Bestäuber, sie sind Wohnstatt für viele Insekten oder schützen den Boden vor Erosion. Sie tragen dazu bei, unsere Ökosysteme stabiler und diverser zu machen und damit auch widerstandsfähiger gegen den Klimawandel. Gerade in dicht besiedelten Gebieten oder auf in landwirtschaftlichen Monokulturen bieten Äcker- oder Straßenränder mit Wildpflanzen Insekten ein Überleben. Und wer gerne Schmetterlinge oder andere Insekten in seinem Garten bewundert möchte, sollte dort einige „wilde Ecken“ stehen lassen als Brutstätte für Raupen und Insektenlarven und Nahrung für die ausgewachsenen Insekten.

Sieht gut aus, schmeckt gut und hilft gegen Wehwehchen

Dazu kommt, dass viele sogenannte Unkräuter einfach hübsch sind. Was symbolisiert denn den Sommer besser als das Rot des Klatschmohns oder das Blau der Kornblume? Kamille und Spitzwegerich sind mittlerweile als Heilpflanzen wieder fest etabliert, während Rübe oder Feldsalat – früher verpönt – mittlerweile als Kulturpflanzen gelten.

Dem Giersch an den Kragen

Doch was tun, wenn das „Unkraut“ wirklich stört und einfach nicht vergehen will – so wie etwa der Giersch im Garten? Der verbreitet sich im Sommer schneller, als man schauen kann. Durch seine unterirdischen Ausläufer ist er kaum in den Griff zu kriegen. Oberirdisch wächst er „wie Unkraut“ und nimmt anderen Pflanzen das Licht und den Platz. Alles in allem recht ärgerlich.

Doch warum nicht aus der Not eine Tugend machen und den lästigen Burschen einfach verspeisen? Mit Essig, Öl, Salz und Pfeffer angerichtet ergeben junge Triebe einen sehr leckeren, frischen Salat.  Der Geruch und Geschmack des Gierschs etwas an Möhre oder Petersilie. Zudem ist er gesund. Als Heilpflanze soll er gegen Rheuma, Gicht, Ischias und viele weitere Zipperlein wirken, weswegen wird er in manchen Gegenden „Zipperleinskraut“ genannt wird.

Wilde Superfoods

Es gibt auch noch viele weiter vermeintliche Unkräuter, die wir vervespern können oder die gegen irgendwelche Wehwehchen helfen. Hier weitere Beispiele:

  • Junger Löwenzahn zum Beispiel eignet sich wie der Giersch als Salat. Er enthält Vitamin A, Kalium und Bitterstoffe, die die Verdauung anregen. Geben wir noch ein paar Gänseblümchenblüten darüber, dann kommt noch eine Dosis Vitamin C dazu. Ein wahrer Super-Salat.
  • Frische Brennnesseltriebe kann man kochen wie Spinat und bekommt neben dem würzigen Geschmack noch eine Extraportion Eisen, Kalzium und Magnesium dazu.
  • Die Vogelmiere, ebenfalls reich an Eisen und Vitamin C, schmeckt gut als Pesto zubereitet.
  • Die Blätter des Sauerampfers wirken antientzündlich, enthalten viel Vitamin C und eignen sich für Suppen, Soßen oder Salate. Doch bitte nur die ganz jungen, grünen Blätter pflücken und in Maßen genießen. Sauerampfer enthält nämlich Oxalsäure, die in größeren Mengen gesundheitsschädlich ist.
  • Spitzwegerich lässt sich zu Hustentee verarbeitet. Der Saft aus zerriebenen Blättern lindert den Juckreiz bei Insektenstichen und fördert die Wundheilung.


Wenn Sie mehr wissen wollen, über Wildkräuter und wie sie sich in der Küche und Hausapotheke verwenden lassen, dann schauen Sie doch in unserem Lädle vorbei. Dort haben wir eine Auswahl Wildkräuter-Buchern für Sie vorrätig. Oder Sie stöbern in unserem Onlineshop.

Ab jetzt Bewerbungen für den Landesnaturschutzpreis möglich

Bis zum 1. August 2024 können sich engagierte Naturschutzgruppen für den Landesnaturschutzpreis bewerben. Ausgeschrieben wird er von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg. Thema in diesem Jahr: „Einsatz mit Elan – Menschen für den Naturschutz begeistern“.

Was ist der Landesnaturschutzpreis?
Der Landesnaturschutzpreis wird alle zwei Jahre von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg für Leistungen verliehen, die entscheidend und in vorbildlicher Weise zum Schutz und zur Erhaltung der natürlichen Umwelt beigetragen haben beziehungsweise aktuell beitragen. Der Preis ist mit 30.000 € dotiert und wird in der Regel verteilt auf mehrere Preisträgerinnen und Preisträger verliehen.

Wer kann sich bewerben?
Es können sich Einzelpersonen, Personengruppen, Vereine, Verbände, Stiftungen, Schulen oder Kindergärten bewerben oder sie können vorgeschlagen werden.

Wie können Sie sich bewerben?
Die Bewerbungsunterlagen finden Sie unter https://stiftung-naturschutz-bw.de/landesnaturschutzpreis. Mit dem Landesnaturschutzpreis 2024 werden vorbildliche Initiativen und Aktivitäten ausgezeichnet, denen es gelingt, andere für ein Engagement im Naturschutz zu begeistern und Aktive zu gewinnen.

Liebe Ortsgruppen, nutzen Sie die Gelegenheit und bewerben Sie sich mit Ihren Naturschutzengagement!

Der Wald im Klimawandel

Die langen Hitze- und Dürreperioden in den vergangenen Jahren haben den Wäldern in Baden-Württemberg stark zugesetzt, berichtet Försterin und Gaunaturschutzwartin des Schwäbischen Albvereins, Waltraud Leinen, im Interview zum Tag des Waldes am 21. März. Ein vergleichsweise feuchtes Jahr 2023 hat daran nicht viel geändert. Der Forst arbeitet an Strategien, den Wald widerstandsfähiger zu machen.


Frau Leinen, wie ist der Zustand des Waldes derzeit?

Leider schlecht, auch wenn 2023 ein überdurchschnittlich nasses Jahr war. Aber Juni und Juli waren zu warm und sehr trocken. Das hat die Bäume gestresst. Es reichen schon sechs Wochen ohne Regen aus, dass auch tief wurzelnden Bäumen das Wasser ausgeht. Und solch lange Trockenzeiten haben wir mittlerweile jedes Jahr. Die Wälder haben einfach keine Zeit mehr, sich wirklich zu regenerieren. Sie sind im Dauerstress.

Wie wirkt sich dieser Stress konkret aus?

In den langen Trockenphasen sterben viele Äste ab. Außerdem sind die Bäume anfälliger für Schädlinge, also für Insekten oder Pilze. Diese nutzen die Schwächung der Bäume aus. Selbst die Buche, die ziemlich robust ist, zeigt großflächig Schäden. Da leuchten alle Alarmknöpfe.

Sind diese Schäden dem Klimawandel zuzuordnen? 2023 haben wir ja zum ersten Mal die 1,5 Grad-Marke überschritten.

Man muss das differenzieren. Ein Durchschnittswert, wie die 1,5 Grad, sagt über das Wohlbefinden einer Pflanze prinzipiell erst einmal nichts aus. Es wird im Schnitt wärmer, das stimmt. Aber das ist isoliert betrachtet nicht unbedingt ein Problem. Das Problem für den Wald und für unsere Natur generell sind langhaltende Wetterphasen. Und werden im Zuge des Klimawandels häufiger. Wir haben monatelange Schönwetterphasen mit teilweise sehr hohen Temperaturen, dann wieder Regenphasen über mehrere Monate. Dazu gibt es mehr Stürme – das tut der Vegetation nicht gut. Faktisch sind deshalb mittlerweile alle Bäume vom Klimawandel betroffen. Die Schäden sind enorm.

Artenreicher Mischwald ist der beste Schutz gegen den Klimawandel. Das ist mittlerweile gut belegt. Wie reagiert die Forstwirtschaft auf diese Erkenntnisse?

Es ist richtig, dass eine Mischung der Baumarten eine größere Widerstandskraft hat, als eine Monokultur. Je mehr Arten, desto stabiler ist ein Ökosystem. Die verschiedenen Arten stützen sich dann gegenseitig und schaffen einen Ausgleich. Allerdings gibt es bei uns auch natürliche Monokulturen wie den Buchenwald. An guten Standorten verdrängt die Buche andere Baumarten. Aber sie kommt auch als Mischbaumart vor auf für sie nicht so optimalen Böden. Wir versuchen jetzt, dort, wo die Buche Probleme bekommt, den Wald zu diversifizieren. Etwa mit der Eiche oder der Elsbeere. Das geht nur durch Pflanzung. Grundsätzlich muss man sagen, dass der europäische Wald generell artenarm ist. Das liegt an der Eiszeit. Im tropischen Wald oder auch in amerikanischen Wäldern ist die Artenvielfalt viel größer – auch auf den gleichen Breitengraden. Das bedeutet, dass uns gar nicht so viele Baumarten für eine Durchmischung zur Verfügung stehen.

Sind Bäume aus anderen Erdgegenden eine Lösung? Man könnte widerstandsfähige Arten von dort bei uns anpflanzen.

Die forstlichen Versuchsanstalten experimentieren derzeit mit Baumarten vom Balkan und aus Zentralasien – also Arten, die an kontinentales Klima gewöhnt und von Natur aus heißen Sommern und Trockenheit ausgesetzt sind. Solche Versuche sind aber sehr langwierig, 40 Jahre und mehr. Bäume wachsen halt langsam. Es gibt viele Fragen, die beantwortet werden müssen. Wie wirken sich fremde Arten auf unser Ökosystem aus? Wie kommen sie mit den Böden hier klar? Wie mit hoher Luftfeuchtigkeit im Sommer? Und was macht das mit den heimischen Arten, wenn man eine fremde Art einführt? Das ist alles nicht so einfach. Wir tasten uns da heran.


«Unsere Wälder verändern sich durch den Klimawandel. Es kann gut sein, dass sie in Zukunft jünger und lichter sein werden.» (Waltraud Leinen)


Welche Strategien zur Klimaanpassung stehen denn sonst noch zur Verfügung?

Wir nutzen einmal die natürliche Verjüngung. Und wir pflanzen punktuell verschiedene Baumarten, wo eine natürliche Durchmischung und Verjüngung durch Aussaat nicht zu erreichen ist. Dafür nutzen wir zum Beispiel den Spitzahorn. Der ist relativ hitze- und trockenresistent. Im Bereich der Nadelhölzer greifen wir auf Bäume mit tiefen Wurzeln zurück, etwa die Weißtanne oder auch die Douglasie. Sie ist zwar auch keine heimische Art, aber sie ist immerhin schon gute hundert Jahre hier, so dass wir bereits Erfahrungen mit ihr haben. Von Fichtenschonungen unter 500 Höhenmetern müssen wir uns verabschieden. Die Bäume sterben in diesen Breiten einfach ab, weil es zu trocken ist. Vielleicht müssten wir aber auch tatsächlich mutiger in Versuche mit anderen Arten gehen. Denn so wie es momentan aussieht, können wir nicht abwarten, bis sich unsere Wälder natürlich umbauen.

Wie verändert sich die Arbeit im Forst in Zeiten des Klimawandels?

Wir Försterinnen und Förster haben viel mehr Arbeit als früher. Wir müssen mehr Kontrollen durchführen, weil es viel mehr geschädigte Bäume gibt. Der Wald ist groß. Da stehen wir echt unter Druck. Außerdem müssen wir wesentlich mehr pflanzen. In meinem Revier sterben gerade sehr viele Eschen durch eine Pilzkrankheit. Das macht mir Sorgen und bereitet mir viel Arbeit.

Der Wald ist Erholungsraum für viele Menschen. Wir kennen ihn als dicht und grün und friedlich. Nachdem was Sie erzählen, verändern sich die Wälder aber gerade sehr. Werden wir künftig noch Wälder haben, wie wir sie jetzt kennen?

Unsere Landschaft verändert sich. Schauen Sie mal ins Sauerland oder in den Harz. Da gibt es mittlerweile Flächen, die komplett entwaldet sind, weil die Fichten alle abgestorben sind. Wir in Baden-Württemberg haben Glück, dass wir sehr schöne und sehr gemischte Wälder haben. Aber auch bei uns sterben Bäume teils flächig ab. Ich denke, wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es nicht mehr so viele alte Bäume geben wird, vor allem im Wirtschaftswald. Ein junger Baum hält einfach mehr aus. Allerdings sind alte Wälder sehr viel artenreicher. Deshalb ist das nicht unbedingt eine gute Aussicht für den Naturschutz.

Eine andere Strategie können wir uns aus dem Mittelmehrraum abschauen. Dort stehen die Bäume viel weiter auseinander, damit sie sich nicht gegenseitig das Wasser abgraben. Vielleicht werden wir das übernehmen müssen. Dadurch wird unser Wald lichter werden.

Durch den Klimawandel gibt es mehr Stürme bei uns. Äste werden abgerissen, Bäume stürzen um. Wie sicher ist es dauerhaft noch in unseren Wäldern?

Bei Starkwind ist es im Wald nicht sicher! Das kann ich nicht oft genug sagen. Viele alte Bäume haben im Kronenbereich dicke, abgestorbene und zum Teil morsche Äste. Wenn da einer runterfällt, kann das lebensgefährlich sein.

Astbruch im Wald gilt als „waldtypische Gefahr“. Was bedeutet das genau für Erholungssuchende?

Das bedeutet, dass sie sich auf eigene Gefahr im Wald aufhalten. Wir Förster sind nicht verpflichtet und auch nicht in der Lage, an Waldwegen alle dürren Äste von den Bäumen zu entfernen. Das ist anders an öffentlichen Straßen oder in städtischen Parks. Da werden die Bäume genau kontrolliert. Wenn Sie in den Wald gehen, dann müssen Sie mit „waldtypischen Gefahren“ rechnen, also damit, dass auch einmal ein Ast herunterfällt. Leider wissen das viele Menschen nicht. Ich sehe es als eine der Aufgaben der Wandervereine an, auch auf diese Gefahren hinzuweisen.

50.000 Unterschriften zum Volksantrag „Ländle leben lassen“ übergeben

Die Verbände, die den Volksantrag „Ländle leben lassen“ initiiert haben, übergeben über 50.000 Unterschriften an Landtagspräsidentin Muhterem Aras. Sie forden den Landtag auf, unbebaute Flächen in Baden-Württemberg besser zu schützen.

Im April 2023 ging es los: Ein Bündnis aus mehr als 20 Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden, unter anderem auch der Schwäbische Albverein, hat sich gegen den zunehmenden Flächenfraß in Baden-Württemberg formiert und den Volksantrag „Ländle leben lassen“ gestartet. In den vergangenen neun Monaten haben Ehrenamtliche und Aktive über 50.000 Unterschriften gesammelt und damit das für den Volksantrag nötige Quorum von knapp 40.0000 Unterschriften deutlich übertroffen.

Herzlichen Dank auch an all Unterstützerinnen und Unterstützer aus den Reihen des Albvereins für Euer Engagement und Eure Unterschrift!

Am Freitag, 1. März,  haben die Initiatoren des Bündnisses die gesammelten Unterschriften nun der Landtagspräsidentin Muhterem Aras überreicht. Der Landtag ist nun verpflichtet, sich mit unseren Flächenschutz-Forderungen auseinanderzusetzen. Das Bündnis fordert unter anderem eine verbindliche Obergrenze für den Flächenverbrauch, einen klaren Pfad zur so genannten „Netto-Null“ und dass Kommunen auf Innenentwicklung setzen müssen, statt immer weiter auf der grünen Wiese zu bauen.

Flächenverbrauch als gravierendes Umweltproblem

Der Flächenverbrauch der letzten Jahrzehnte in Baden-Württemberg war enorm: Allein die letzten zwei Generationen haben so viel neue Siedlungsfläche in Anspruch genommen wie 80 Generationen zuvor. Ein Ende ist nicht in Sicht. Pro Tag werden aktuell im Schnitt weitere 4,6 Hektar Fläche bebaut und zu einem erheblichen Teil versiegelt (Statistisches Landesamt, Stand: 2023).

Der Flächendruck trifft Landwirtinnen und Landwirte massiv, da wertvolle Äcker und Wiesen für die Nahrungsmittelproduktion veroren gehen. Und er betrifft auch die heimische Natur. Neben dem Klimawandel und dem Artenrückgang ist der Flächenverbrauch das dritte große Umweltproblem in Baden-Württemberg.

Landesregierung in der Pflicht

Im Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2021 sind solche Obergrenzen für den Flächenverbrauch vorgesehen. Umgesetzt wurden sie bislang nicht. Das Bündnis fordert von der Landesregierung mehr Anstrenung, um das Ziel der Netto-Null bis 2035 zu erreichen. Hierfür sind ambitionierte Konzepte gefragt, die sich im neuen Landesentwicklungsplan wiederfinden müssen. Bisherige Konzepte sowie das im Dezember veröffentlichte Eckpunktepapier zum neuen Landesentwicklungsplan sind enttäuschend. Mit dem Volksantrag steigt der Druck auf die Regierung, endlich zu handeln.

Hintergrund zum Volksantrag

Der Volksantrag „Ländle leben lassen“ ist eine gemeinsame Initiative von über 20 Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden in Baden-Württemberg. Das Bündnis setzt sich vehement gegen den anhaltenden Flächenfraß im Land ein und fordert von der Landesregierung wirksame Maßnahmen, um den fortschreitenden Verlust von wertvollen Lebensräumen, landwirtschaftlichen Flächen und Naturarealen einzudämmen. Die zentralen Forderungen des Volksantrags beinhalten die Einführung verbindlicher gesetzlicher Obergrenzen für den Flächenverbrauch sowie die Förderung verpflichtender Maßnahmen zur städtebaulichen Innenentwicklung. Unterstützt durch über 50.000 Unterschriften wahlberechtigter Bürgerinnen und Bürger Baden-Württembergs, hat der Volksantrag das erforderliche Quorum erreicht, wodurch der Landtag nun verpflichtet ist, sich mit den Anliegen intensiv auseinanderzusetzen.

www.ländle-leben-lassen.de

Naturschutzprogramm 2024

Der Schwäbische Albverein setzt sich als Naturschutzverband für den Erhalt der Vielfalt und Schönheit von Landschaft und Natur ein. Naturschutz und Landschaftspflege sowie naturkundliche Bildung gehören deshalb zu den Schwerpunkten der Arbeit des Vereins. Im Naturschutzprogramm 2024 des Vereins bietet deshalb Exkursionen, Lehrgänge und weitere Veranstaltungen an.

Naturschutzlehrgänge für (neue) Engagierte

Neulinge im Naturschutz können sich am 16. März bei einem Praxisseminar„Landschaftspflege für Anfänger“ im Wanderheim Franz-Keller-Haus bei Waldstetten über Planung und Umsetzung von praktischen Landschaftspflegeeinsätzen informieren. Am 23. November gibt es dann einen Naturschutzlehrgang in Tübingen für alle Interessierten.

Naturkundliche Exkursionen

Schwerpunkt bei den Exkursionen und naturkundlichen Wanderungen liegt in diesem Jahr auf der Oberen Donau. An insgesamt fünf Terminen zeigt Helmut Emrich, Vorsitzender der Ortsgruppe Riedlingen und zertifizierter Gewässerführer, die Schönheit der renaturierten Donau zwischen Hundersingen und Binzwangen. Dazu kommen Touren zu den Naturschönheiten der Schwäbischen Alb sowie zwei Etappen der sogenannten „Umweltspaziergänge“ in Stuttgart.

Naturschutz im Herbst: Landschaftspflegetag und Naturschutztag

Weitere Termine zum Vormerken sind der große Landschaftspflegetag mit dem Naturschutzzentrum Schopflocher Alb am 19. Oktober sowie der Naturschutztag in Plochingen am 9. November zum Thema „Freizeit in der Natur“. Dann werden Expertinnen und Experten über Besucherlenkung, Besucherduck in der Natur und Konfliktmanagement diskutieren.

Naturschutzprogramm 2024 als PDF

Kulturlandschaftspreis 2024 – Jetzt bewerben!

Bis 30. April können sich Privatpersonen, Vereine und Initiativen für den Kulturlandschaftspreis 2024 des Schwäbischen Heimatbunds bewerben. Gefördert werden Aktionen und Projekte zum Erhalt traditioneller Landschaftsformen.

Albvereins-Ortsgruppen unter den Preisträgern

In den vergangenen Jahren sind immer wieder Ortsgruppe des Schwäbsichen Albvereins mit dem Kulturlandschaftspreis ausgezeichnet worden. Etwa die OG Bonlanden für die Pflege der Wacholderheide Haberschlai, die OG Kohlberg/Kappishäusern für die Haltung von Ziegen zur Pflege von Magerrasen an Jusi und Florian oder die OG Sontheim/Brenz für den Erhalt von Streuobstwiesen und Hecken. Eine Bewerbung für den mit insgesamt über 10.000 Euro dotierten Preis lohnt sich also!

Vorbild sein und Kulturlandschaften erhalten

„Kulturlandschaften sind ein wichtiger Teil der Kulturgeschichte unseres Landes in all ihrer Vielfalt. Sie sind Zeichen für den bewussten und nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen. Sie stiften Identität und sind Teil unserer Heimat. Jeder, der sich um ihren Erhalt sorgt, ist Vorbild und verdient öffentliche Anerkennung“, erläutert Dr. Bernd Langner, Geschäftsführer des Schwäbischen Heimatbundes.

Besonderes Augenmerk richtet die Jury auf die Verbindung traditioneller Bewirtschaftungsformen mit innovativen Ideen, zum Beispiel zur Vermarktung der Produkte und zur Öffentlichkeitsarbeit. Im Fokus stehen aber auch Streuobstwiesen, Weinberge in Steillagen oder beweidete Wacholderheiden.

Ergänzt wird der Kulturlandschaftspreis mit dem Jugend-Kulturlandschaftspreis, der mit 1.500 Euro dotiert ist. Das Preisgeld stellen der Sparkassenverband Baden-Württemberg sowie die Sparkassenstiftung Umweltschutz zur Verfügung.

Ein zusätzlicher Sonderpreis Kleindenkmale würdigt die Dokumentation, Sicherung und Restaurierung von Kleindenkmalen. Dazu können Gedenksteine, steinerne Ruhe­bänke, Feld- und Wegekreuze, Bachbrücken, Trockenmauern sowie Wegweiser oder Feldunterstände gehören. Preiswürdig kann auch die inhaltliche Aufbereitung in Ge­stalt eines Buches sein.

Annahmeschluss für ausschließlich schriftliche Bewerbungen im Format DIN A4 ist der 30. April 2024. Alle Infos zum Kulturlandschaftspreis sind unter www.kulturlandschaftspreis.de abrufbar. Die Verleihung findet im Herbst 2024 im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung statt.