Gemeinsamer Landeschaftspflegetag am Egenhäuser Kapf

Rund 60 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kamen am Samstag, 23. Oktober, im Naturschutzgebiet „Egenhäuser Kapf“ (Landkreis Calw) zusammen, um sich aktiv an der Pflege der Heckengäu-Landschaft zu beteiligen. Sylvia Felder, die Karlsruher Regierungspräsidentin, besuchte den Landschaftspflegetag und half bei den Arbeiten mit.

„Mit unserem gemeinsamen Aktionstag am Egenhäuser Kapf wollen wir verdeutlichen, dass die beiden Wander- und Naturschutzvereine an vielen Stellen im Land für die Natur und die Kulturlandschaft Verantwortung unternehmen.“, betonte Meinrad Joos, Präsident des Schwarzwaldvereins, beim Rundgang über die Heideflächen. Albvereins-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß betonte „Viele unserer Ortsgruppen betreuen Biotope und schaffen damit Inseln der Artenvielfalt. Sie engagieren sich ehrenamtlich, damit die Natur wieder mehr Platz hat und unsere Kulturlandschaft ihr unverwechselbares Gesicht behält.“

Regierungspräsidentin Sylvia Felder lobte das Engagement der beiden Vereine: „Ohne den Einsatz der vielen Ehrenamtlichen wäre es um den Schutz von Bio-topen und die Pflege in den Naturschutzgebieten schlechter bestellt. Mich freut es zu sehen, wie alle mit viel Einsatz bei der Sache sind und sich an der anstren-genden Arbeit beteiligen.“

Umweltministerin Thekla Walker, die ihre Teilnahme am gemeinsamen Landschaftspflegetag kurzfristig absagen musste, ließ ausrichten: „Mein Dank gilt den vielen tatkräftigen Naturschützerinnen und Naturschützern, die heute und an vielen anderen Tagen im Jahr ihre Kraft und Zeit investieren, um unsere einzigartige Landschaft in Baden-Württemberg zu schützen und zu erhalten. Die Mitglieder des Schwarzwaldvereins und des Schwäbischen Albvereins zeigen mit ihrem Engagement eindrucksvoll, wie jede und jeder Einzelne mitanpacken kann.“

Die Helferinnen und Helfer gingen schon am kühlen Morgen auf dem Egenhäu-ser Kapf eifrig mit Sägen und Astscheren ans Werk. Unter fachkundiger Anleitung entfernten die Aktiven dornige Gehölze und Buschwerk von den Weiden und trugen das Material zu Haufen zusammen, die später zu Hackschnitzel ver-arbeitet werden und bei ihrer stofflichen Verwertung auch noch mithelfen, CO2 einzusparen.

Das Freiräumen der Heideflächen war notwendig geworden, um das Zuwachsen zu verhindern und seltenen und bedrängten Arten Licht und Raum zu verschaffen. So bleiben auch in Zukunft die wertvollen Magerrasenflächen mit der schützenswerten Flora und Fauna erhalten. Die Pflegemaßnahmen kommen auch der Schafherde zugute, die auf den Wacholderheiden regelmäßig unter-wegs ist. Die Schafe werden von Dornengestrüpp befreite Flächen vorfinden, so dass das Beweiden nun wieder gefahrloser möglich ist.

Der gemeinsame Landschaftspflegetag am Egenhäuser Kapf steht stellvertretend für die vielen Aktionen, die Naturschutzwartinnen und -warte der beiden Vereine im ganzen Land durchführen. Nach der Aktion waren die Helferinnen und Helfer zu einem gemeinsamen Mittagessen in die Silberdistelhalle in Egenhausen eingeladen. Im Anschluss stellte Jens Jeßberger vom Regierungspräsidium Karlsruhe den Egenhäuser Kapf aus naturschutzfachlicher Sicht vor und erläuterte dessen wichtige Funktion im landesweiten Biotopverbund.

Landschaftspflege und Schäferei gehören zusammen

Wie geht es den Schäferinnen und Schäfern in Baden-Württemberg derzeit? Und welche Herausforderungen kommen in Zukunft auf sie zu? Darum ging es beim Naturschutztag des Schwäbischen Albvereins zum Thema „Schäferei heute und in Zukunft“ im Schafstall der Stadt Owen.

Natur- und Artenschutz ohne Schafe ist auf der Schwäbischen Alb unvorstellbar. Da waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung in Owen einig. Denn Schafe halten die typischen artenreichen Wacholderheiden und Kalkmagerrasen frei und verbreiten über ihr Fell und ihren Kot Pflanzensamen von Fläche zu Fläche.

Biotopverbund braucht Schafe

„Die Tiere sind lebendige Landschaftspflege“, betonte Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium. „Unser Ziel ist, die Biotopverbundflächen auf 10 Prozent der Landesfläche auszuweiten. Das geht nur über die Schafe.“ Er fordert die Kommunen dazu auf, die Schäferei weiterhin zu unterstützen. Es reiche nicht, nur Flächen zur Beweidung zur Verfügung zu stellen. Auch Triebwege, Pferchäcker für die Nacht und ein Verständnis dafür, dass Schafe eben auch mal die Straße verdrecken, sei nötig.

Landkreis Esslingen gut versorgt

Im Landkreis Esslingen gibt es derzeit vier größere Schafhalterbetriebe, die im Auftrag des Landschaftserhaltungsverbands tätig sind. „Damit sind wir gut versorgt“, berichtete Geschäftsführer Uwe Hiller. In anderen Landkreisen gäbe es zum Teil gar keine Schäfer mehr. 550 Hektar könnten so beweidet werden, wie Mager- und Streuobstwiesen. Ein Teil der Mittel für den Vertragsnaturschutz müsse allerdings jedes Jahr neu beantragt werden. Das sei schwierig für die Schäfer, so Hiller. „Damit kann man nicht verlässlich planen.“ Positiv hob Hiller hervor, dass einige Gemeinden wie Owen in kommunale Schafställe investiert hätten.

Bürokratie und Öffentlichkeitsarbeit

Schäfer Jörg Schmid kritisierte die aufwendige Bürokratie und die vielen Auflagen, die mit der Landschaftspflege verbunden seien. Manchmal verzögere sich auch die Bezahlung. „Das kann einem Betrieb das Genick brechen“, erklärt er.

Schmid legt viel Wert auf Öffentlichkeitsarbeit. „Es ist uns wichtig, die Stalltüren aufzumachen und den Menschen Einblick in die Schafhaltung zu geben“, sagt er. Denn nur was man kennt, kann man auch Wert schätzen, so Schmid weiter. Das gelte auch für qualitativ hochwertiges Lamm- und Schaffleisch. „Wir müssen mehr tun, um den Verbraucher auf höhere und damit faire Preis einzustimmen.“ Schmid engagiert sich deshalb bei der Erzeugergemeinschaft Württemberger Lamm und setzt zudem auf Direktvermarktung seiner Fleischwaren.

Landschaftspflege als Haupteinnahmequelle

Nur noch knapp 40 Prozent aller Einnahmen erzielen Schäferinnen und Schäfer derzeit noch aus mit Lamm- und Schaffleisch. Die Wolle macht gar nur noch 2 Prozent aus. 60 Prozent der Einkünfte sind staatlichen Transferzahlungen für Landschaftspflege. Tendenz steigend. So wie Naturschutz auf der Schwäbischen Alb also nicht ohne Schafe denkbar ist, so ist auch die Schäferei ohne den Vertragsnaturschutz nicht überlebensfähig.

Ohne Vertragsnaturschutz keine Schäferei

Das sieht auch der Vorsitzende des Landesschafzuchtverbands Baden-Württemberg e.V., Alfons Gimber, so. „Von den Produkten allein können wir nicht leben“, erklärt er. Dafür seien die Preise einfach zu niedrig. Das entmutige auch viele jungen Schäfer, von denen viele aufgrund der harten Arbeitsbedingungen bei geringem Ertrag aufhörten. Von der Politik und den Kommunen fordert er deshalb vor allem Vertragssicherheit in der Landschaftspflege, also langfristige Verträge und pünktliche Bezahlung.

Derzeit gibt es in ganz Baden-Württemberg noch etwa 1.000 Betriebe, die Schafe halten, sowie etwa hundert hauptamtliche Schäfer, zehn davon in Wanderschäferei. Diese gelte es zu unterstützen, so Gimber. Denn: „Wer Schäferei in der Zukunft will, muss sie in der Gegenwart erhalten.“

Umweltpreis der Stadtwerke Tübingen – Jetzt abstimmen!

Das Tübinger-Gau bewirbt sich gemeinsam mit dem Landschaftspflegetrupp des Schwäbischen Albvereins für den Umweltpreis der Stadtwerke Tübingen. Für die ersten 10 Plätze gibt es attraktive Preisgelder für den Naturschutz. Jetzt zählt jede Stimme!

Bitte unterstützen Sie diese Bewerbung und stimme Sie mit ab unter: https://www.swt-umweltpreis.de/projekte/614995485555130e1ca322c4

Abgestimmt werden kann jeden Tag auf’s Neue und jeweils mit unterschiedlichen Endgeräten. Das heißt man kann jeden Tag mehrere Stimmen abgeben.

Danke für Ihre Unterstützung.

 

Mindestens Platz 10 müssen wir schaffen, dann gibt es 500 € für den Tübinger–Gau.

 

Landschaftspflege am Füllmenbacher Hofberg

Seit 30 Jahren kümmert sich der Stromberggau um das Naturschutzgebiet Füllmenbacher Hofberg in der Gemeinde Sternenfels. Nachdem im September bereist gut 30 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Einsatz waren, steht am Samstag, 9. Oktober, ein weitere Naturschutzeinsatz an.

„Durch den vielen Regen dieses Jahr sind die Wiesen und Büsche stark gewachsen“, berichtet Gaunaturschutzwart Ulrich Gommel. Er gab deshalb viel Mähmasse – Gras, Dornengestrüpp und anderes Gesträuch. Der hauptamtliche Landschaftspflegetrupp des Albvereins war für das Mähen und Ausschneiden zuständig. Die Aufgabe der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer besteht darin, das Mähgut zusammenzurechen. Dann wird es auf Planen verfrachtet und an das Fußende des Bergsporns herabgezogen. Dort lädt es ein Landwirt auf und fährt es weg.

Gemeinsam macht auch schweißtreibende Arbeit Spaß.

Die Arbeiten sind schweißtreibend, da der Hofberg in Teilen ein hohes Gefälle aufweist. Gommel freut sich deshalb um jede helfende Hand. „Gerne können noch Freiwillige am Samstag dazukommen“, betont er. Arbeitsmaterial wie Rechen und Arbeitshandschuhe gäbe es genug. Außerdem stehe für jeden Helfer, jede Helferin ein herzhaftes Vesper im Jugendwanderheim Füllmenbacher Hof bereit.

Schülerinnen und Schüler kommen zum Helfen.

Auch Schülerinnen und Schüler der 6. Jahrgangsstufe der Freien Schule Diefenbach waren in diesem Jahr wieder beim Naturschutzeinsatz mit dabei sind. Sie verbanden ihren Naturschutzeinsatz mit einer gemeinsamen Wanderung zum Naturschutzgebiet.

Früher Weinberge, heute wertvoller Magerrasen

Noch Anfang der 1990er Jahre bestand der Füllmenbacher Hofberg aus vielen kleinen Weinbergen, von denen die meisten nach und nach aufgegeben wurden. Der Berghang drohte zu verbuschen. Der Schwäbische Albverein hat sich lange für eine Ausweisung des Areals als Naturschutzgebiet eingesetzt. Der Durchbruch kam, als das Land Baden-Württemberg einen großen Teil der brach liegenden Grundstücke aufkaufen. 1995 schließlich wurde der Füllmenbacher Hofberg zum Naturschutzgebiet.

Die insgesamt 3,4 Hektar bestehen vorrangig aus Magerrasen mit einer vielfältigen Vegetation. Unter anderem wachsen dort seltene Orchideen. Um das Gelände offen zu halten, muss dort einmal im Jahr gründlich gemäht werden. Und, das ist Gaunaturschutzwart Gommel ganz wichtig, abgeräumt werden. Denn nur so könne eine Überdüngung vermieden und der Charakter des Naturschutzgebiets erhalten werden.

Besucherandrang während der Corona-Zeit

Während der Corona-Zeit erfreute sich der Füllmenbacher Hofberg zunehmender Beliebtheit bei Ausflüglern. „Das war zum Teil ein Riesenandrang“, berichtet Ulrich Gommel. Die Leute seien zum Teil kreuz und quer über die Wiesen gelaufen oder sind mit ihren Bikes den Hang heruntergefahren. „Das hat dem sensiblen Gelände nicht gut getan.“ Mittlerweile habe sich die Situation allerdings entspannt. Das Regierungspräsidium habe schnell reagiert, Schranken aufgestellt und mit Beschilderung auf die Regeln im Naturschutzgebiet hingewiesen.

Dank an die Umweltstiftung Stuttgarter Hofbräu AG für die Unterstützung

Für seinen Einsatz um das Naturschutzgebiet wurde der Stromberggau schon mehrfach ausgezeichnet. Der Schwäbische Heimatbund verlieh dem Verein 2002 den Landschaftskulturpreis und auch von EDEKA-Südwest gab es eine finanzielle Förderung. Derzeit erhält der Verband für die Pflege des Gebiets finanzielle Unterstützung von der Umweltstiftung der Stuttgarter Hofbräu AG.

Wenn Sie mithelfen wollen, dann melden Sie sich doch bitte kurz bei Gaunaturschutzwart Ulrich Gommel an unter Telefon 07041/ 864615 oder per E-Mail an . Das erleichtert uns die Planung.

 

Schäferei heute und in Zukunft

Am Samstag, 9. Oktober, dreht sich beim Schwäbischer Albverein alles ums Thema Schaf bei der Schäferei heute und in Zukunft – aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet“.

Welche Rolle spielt die Schäferei in Baden-Württemberg? Wie trägt sie zu Naturschutz und Landschaftspflege bei? Hat Schäferei langfristig eine wirtschaftliche Zukunft? Diese und weitere Fragen werden diskutiert.

Passend zum Thema findet die Veranstaltung bei der Schäferei Jörg Schmid in Owen, Landkreis  Esslingen, statt. Als Fachleute sprechen Staatssekretär Dr. Andre Baumann (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg);Uwe Hiller, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands Landkreis Esslingen e.V.; Alfons Gimber, Vorsitzender des Landesschafzuchtverbands Baden-Württemberg e.V.; und Schäfer Jörg Schmid.

Am Nachmittag haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit mit Schäferinnen und Schäfern ins Gespräch zu kommen.

OG Ehingen erhält Kulturlandschaftspreis 2021 für Wacholderheideprojekt

Seit 2010 betreut die Albvereinsgruppe ein Wachholderheideprojekt am Rand des Ortes. Dafür ist sie mit dem diesjährigen Kulturlandschaftspreis ausgezeichnet worden. Die OG Ehingen gehört damit zu den insgesamt sechs Preisträgern, die für ihr Engagement für typische Kulturlandschaften verdient gemacht haben.

Im Rahmen des Wacholderheideprojekts hat die Ortsgruppe ein zwischenzeitlich forstlich bewirtschaftetes, steiles Grundstück idurch die gezielt Entnahme von Bäumen und untypischer Sträucher wieder in eine typische Heidelandschaft verwandelt. Ehrenamtliche pflegen das 2,5 Hektar große Gelände regelmäßig. Dazu kommt eine mehrmalige Schafbeweidung. Neben dem Erhalt der für den Standort charakteristischen Landschaft sorgt die Albvereins-Gruppe dafür, dass sich wieder vermehrt wichtige Pflanzen auf den Halbtrockenrasen zeigen.

Ausgelobt wird der Kulturlandschaftspreis vom Schwäbische Heimatbund in Zusammenarbeit mit dem Sparkassenverband Baden-Württemberg. Er geht an Initiativen oder Privatleute, die sich um die Erhaltung, Pflege und Wiederherstellung von Kulturlandschaften verdient gemacht haben. Insgesamt gibt es sechs Preisträger. Außerdem wird ein Sonderpreis für den Erhalt von Kleindenkmalen sowie ein Jugendpreis vergeben.

Mehr über den Kulturlandschaftspreis

15. Landesweiter Streuobsttag Baden-Württemberg

Thema ist in diesem Jahr: „Immaterielles Kulturerbe bewahren“. Die Veranstaltung findet in diesem Jahr als Online-Reihe statt. An drei Abenden werden aktuelle Entwicklungen in Praxis und Forschung vorgestellt und diskutiert.

Unter anderem geht es um die Vermarktung alter Obstsorten, den Einsatz von Drohnen und Geodaten zur Erfassung der Bestände oder um die Verwertung von Apfeltrester. Melden Sie sich jetzt an!

Die Online-Abende finden am 8., 15. und 22. Juni (donnerstags) von 19 bis 20:20 Uhr statt. Weitere Informationen zum Programm finden Sie im Flyer zur Veranstaltung.

Eine Online-Anmeldung ist über die Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg möglich. Bitte beachten Sie, dass Sie sich für jede Veranstaltung einzeln anmelden müssen. Nach der Anmeldung bekommen die Teilnehmenden einen Einwahl-Link per E-Mail zugeschickt.


Streuobstwiesen sind nicht nur wertvolle Lebensräume für wildlebende Tiere und Pflanzen, sondern ein wichtiger Teil der Kulturlandschaft und des Landschaftsbilds in Baden-Württemberg. Seit Kurzem ist der Streuobstbestand sogar als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Zahlreiche engagierte Menschen im Land sorgen dafür, dass dieser arten- und sortenreiche Lebensraum erhalten bleibt.

Derzeit gibt es rund 7,1 Millionen Streuobstbäume in Baden-Württemberg. Im Vergleich zu den Daten aus der Streuobsterhebung 2009, ergibt sich ein Rückgang von 17 Prozent in einem Jahrzehnt. Angesichts dieses Verlusts ist es umso wichtiger, relevante Akteure für den Erhalt der Streuobstbestände zu mobilisieren, Wissen rund um Sorten, Bewirtschaftung und Verwertung zu erhalten sowie Streuobstprodukte erfolgreich zu vermarkten.

 

Naturerlebnis und Naturschutz vereinbaren

Alle Welt zieht es in die Natur. Wohin auch sonst? Wegen Corona sind viele Freizeitaktivitäten ja gerade nicht möglich. Der Schwäbische Albverein sieht den Trend zum Wandern und Naturerleben grundsätzlich sehr positiv. Aber er hat auch seine Schattenseiten, berichtet Sylvia Metz, Mitglied im Arbeitskreis Naturschutz des Schwäbischen Albvereins und Mitarbeiterin im Referat Natur- und Landschaftspflege beim Regierungspräsidium Tübingen im Interview.

Viele Leute zieht es während der Corona-Pandemie in die Natur. Wie finden Sie das?
Ich finde das gut. Es ist schön, wenn die Menschen die Natur entdecken und kennenlernen. Gut für die Gesundheit ist es außerdem. Die Kehrseite ist halt, dass es zunehmend zu Nutzungskonflikten kommt. Gerade in Naturschutzgebieten, die den Zweck haben vorrangig Pflanzen und Tiere zu schützen.

Wie sehen die Probleme konkret aus?
Ich spreche jetzt ausdrücklich über Naturschutzgebiete. In fast allen herrscht ein Wegegebot. D.h. die Menschen sollen auf den Wegen bleiben und nicht abseits davon unterwegs sein. Damit möchte man der empfindlichen Tier- und Pflanzenwelt Ruhe gönnen. Während der Brut- und Aufzuchtzeit sind viele Vögel sehr empfindlich, was Störungen durch Wanderer, Radfahrer und vor allem auch durch Hunde angeht. Dann verlassen sie ihre Nester, die Eier kühlen aus oder die Jungvögel werden verlassen. Die Heidelerche ist so ein sensibles Tier. Ein weiteres Beispiel sind die vielen kleinen Trampelpfade, die entstehen, wenn viele Leute abseits der Wege unterwegs sind, oder Wege verbreitern sich. Dann leidet die Vegetation in empfindlichen Ökosystemen. Dann gibt es auch die Fotografen, die für die Sozialen Medien gerne das perfekte Bild von den Blümchen machen möchten und rundherum alles platt treten.

Und dann natürlich der Müll, der überall herumliegt.
Noch schlimmer sind die Hinterlassenschaften aufgrund unseres natürlichen Bedürfnisses. Das ist ein Riesenproblem an manchen Orten. Dazu kommt das Lagern und Picknicken. Das ist meiner Beobachtung nach ein großer Trend, und zwar nicht nur, weil die Gastronomie wegen Corona geschlossen hat. Es ist ja auch schön, sich an einem idyllischen Fleckchen niederzulassen und zu vespern. Aber in den Naturschutzgebieten bitte nur auf den Bänken oder Rastplätzen. Und diese stehen ja oft an besonders schönen Stellen.

Haben sich Probleme durch Corona verschärf?
Ja, deutlich. Einfach durch die schiere Menge an Menschen, die in der Natur unterwegs ist. Meine Hoffnung ist, dass sich das wieder entspannt, wenn auch andere Freizeitaktivitäten wieder möglich sind. Mein Eindruck ist, dass unter den Ausflüglern viele Wander-Neulinge oder „Outdoor-Einsteiger“ sind. Ich bin überzeugt, die meisten wollen gar nicht unsensibel sein oder Schaden anrichten. Es fehlt oft an Wissen über das angemessene Verhalten in der Natur.



Verschärft der Trend zu touristischen Rundwanderwegen die Situation?
Das ist in der Tat so. Gerade jetzt, wo wegen Corona so viele Menschen die Premium- oder Qualitätswege nutzen, wird in vielen Gemeinden deutlich, dass es eigentlich eine begleitende Infrastruktur braucht. Die Menschen müssen halt irgendwo parken und zur Toilette geben. Aber da gibt es keine Patentlösung. Man muss vor Ort nach Lösungen suchen, die auch den Naturschutz berücksichtigen.

Man sieht immer wieder tiefe Furchen in den Wegen und im Waldboden bedingt durch forstwirtschaftliche Aktivitäten. Wie erklärt man den Menschen, dass der Harvester bzw. Holzvollernter durch den Wald fahren darf, man selber aber auf den Wegen bleiben soll?
Wenn wir uns draußen bewegen, befinden wir uns meist in einer bewirtschafteten Landschaft. Und zur Bewirtschaftung gehören bestimmte Dinge dazu. Im Wald ist das ein System von Rückegassen für den Forstbetrieb und seine Harvester. Andere Bereiche bleiben dafür außen vor. Im Unterschied zum Freizeitsportler, zum Wanderer und Mountainbiker, ist der Harvester nicht dauernd unterwegs. Er fährt einmal durch, dann ist viele Jahre wieder Ruhe. Die Fahrspuren dienen oft sogar der einen oder anderen geschützten Art als Lebensraum, wie etwa der Gelbbauchunke. Ähnlich könnte man auch bei Wiesen argumentieren. Warum darf der Landwirt die Orchideenwiese mähen, aber ich darf die geschützten Pflanzen nicht pflücken? Aber ohne die Mahd würde die Wiese verbuschen, die Pflanzen kommen mit den Mähterminen klar. Auch viele Naturschutzgebiete sind landwirtschaftlich genutzt. Besonders die herkömmliche, extensive Nutzung ist nötig zur Erhaltung ihrer Schutzwürdigkeit, etwa bei Magerwiesen oder Wacholderheiden. Diese Nutzung wird durch die Naturschutzgebiets-Verordnungen geregelt und oft durch Förderprogramme unterstützt. Unsere Landschaft ist kein Park für Freizeitgestaltung, das sollte man sich immer wieder mal vor Augen halten.


Pressemitteilung des Schwäbischen Albvereins vom 18. Mai 2021: Naturschutzgebiete unter Druck


In Stuttgart wird an einem Freizeitkonzept für den Wald gearbeitet, um verschiedene Nutzungsinteressen miteinander zu versöhnen. Was halten Sie aus Sicht des Naturschutzes davon?
Grundsätzlich denke ich, dass es wichtig ist, an konkreten Beispielen Interessen abzuwägen und Lösungen auszutüfteln. Wir leben nun mal in einer Landschaft, in der verschiedene Nutzungsinteressen aufeinandertreffen. Da müssen alle mit ins Boot. Im Sinne des Naturschutzes ist es wichtig, gerade die geschützten Tiere und Pflanzen noch stärker in den Blick zu nehmen. Mir geht es nicht um eine Fundamentalgegnerschaft, aber die schutzbedürftige Natur braucht eine starke Stimme, weil sie nicht selber sprechen kann.

Kann es eine Lösung sein, besonders sensible Gebiete ganz zu sperren?
Etwa wenn dort Arten leben, die es ansonsten in Baden-Württemberg nicht mehr gibt.
Das ist bei uns eher die Ausnahme, ist aber manchmal während der Vogelbrutzeit oder in winterlichen Ruhezeiten nötig. In Heidelerchen-Brutgebieten stellen wir beispielsweise Hinweistafeln auf. Im Bereich Tübingen hat das Landratsamt bestimmte Wege zur Brutsaison der Kiebitze gesperrt. Im Schwarzwald gibt es Ruhezonen für das Auerhuhn. Aber das braucht dann schon eine konkrete Begründung. Grundsätzlich haben wir natürlich auch das Problem, dass man so eine Sperrung auch überwachen müsste. Aber da fehlt oft das Personal. Umso wichtiger ist es, die Leute zu informieren und an die Eigenverantwortung zu appellieren.

Wie kann so eine Information aussehen?
Ganz wichtig ist die Arbeit der Verbände und gesellschaftlichen Gruppen, wie des Schwäbischen Albvereins oder anderer Naturschutzverbände, die aufklären und deren Ehrenamtliche aktiv im Naturschutzdienst, etwa. als Naturschutzwarte, mitarbeiten. Auch dass Gemeinden zunehmend an Hotspots aktiv werden, ist wichtig. Ein Beispiel ist der Uracher Wasserfall, wo derzeit neue Schilder den Weg weisen. Durch die vielen Pfade war einfach nicht mehr klar, wo der Weg verläuft. Die Naturschutzzentren sind ganz wichtig, mit ihren Führungen und Ausstellungen. Gerne würden wir auch das Rangersystem ausweiten. Ranger gibt es im Donautal, im Biosphärengebiet Schwäbische Alb oder im Schwarzwald. Diese können die Leute direkt ansprechen und sie informieren. Regeln und Verbote sind nötig, aber sie sollen verständlich und nachvollziehbar sein. Wir wollen gern an die Einsicht und die Eigenverantwortung der Menschen appellieren und mit Information und Aufklärung dazu beitragen.

Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) bietet umfassende Informationen und Karten zu Schutzgebieten im Land unter https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/.

Kehrwoche bei unseren Ortsgruppen

Clean Up Unterensingen 2021

Ein ganzes Wochenende lang war Anfang März Kehrwoche bei der Albvereins-Ortsgruppe Unterensingen. 65 Personen waren bei der diesjährigen Aktion mit dabei. Dieses Mal ging es Pandemie-konform kontaktlos zur Sache.

 

Nach vorheriger Anmeldung per Mail konnten kontaktlos Müllsäcke und Müllsammelpläne abgeholt werden. Insgesamt vier Kubikmeter Müll sammelten die fleißigen Unterensinger ein, um den Ort und angrenzende Waldgebiete wieder sauberer zu machen. Außerdem entsorgten sie Doppelmatratzen, Bauschutt, Reifen und Säcke voller Babywindeln, die im Gebüsch lagen.


„Wir säubern das Dorf“ in Tomadingen

300 Kilo Müll sammelte die Familiengruppe der OG Tomadingen bei ihrem Putzede. Insgesamt 54 Freiwillige, davon 27 Kindern, waren am Samstag, 24. April am Start. Corona-konform jede Familie mit „ihrem“ Gebiet und mit viel guter Laune.

Fotos von der Putzete in Tomadingen


Bach- und Dorfputzete in Einsingen

Zwischen 6. und 10. April zogen die 20 fleißige Müllsammler der OG Einsingen durch das Dorf. Erfreulicherweise, so berichten die Organisatoren, sei der gesammelte Abfall im Vergleich zum Vorjahr etwas zurückgegangen. Dennoch kam ein PKW-Anhänger voll Müll. Neben etwa 10 gut gefüllten Müllsäcken waren auch ein Autoreifen und große Metall- und Plastikteile. Auffallend: Es gab dieses Jahr sehr viele Zigarettenstummel, Zigarettenpackungen und „verlorene“ Hundetüten mit Inhalt.

Fotos von der Müllsammelaktion in Einsingen


Danke an alle Freiwilligen, die bei diesen und vielen anderen Putzetes dabei waren. Schöner wäre allerdings, diese wären gar nicht nötig. Deshalb der Appell an alle, die es bei dem schönen Frühlingswetter in die Natur zieht: Nehmt Euren Müll bei Ausflügen, Wanderungen und Radtouren wieder mit nach Hause! Und dass man keinen Abfall in den Wald fährt und dort entsorgt, sollte selbstverständlich sein.

Lotsendienst für Amphibien

Im Frühjahr machen sich Kröten, Molche und Frösche auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Damit sie beim Überqueren von Straßen nicht von Autos überfahren werden, sind derzeit an allen Kröten-Hotspots Lotsendienste zur Stelle. Ehrenamtliche tragen die Tiere dann in Eimern über die Straße. Mit dabei Freiwillige der Albvereins-Ortsgruppe Holzheim.

Engagiert wurden sie vom Referat Umweltschutz und Grünordnung der Stadt Göppingen. Hanna Schütze-Clement, Teamsprecherin der Ortsgruppe, leitete den Aufruf für die ehrenamtliche Amphibienrettungsaktion an die Albvereinler weiter. Naturschutz und Wandern gehört beim Schwäbischen Albverein von jeher zusammen. Und so fand sich eine Gruppe Aktiver, die mithalfen.

 Auf Grund der noch sehr kalten März- und Aprilnächte war der Sammelerfolg bislang noch recht bescheiden. Aber es wird ja jeden Tag wärmer. Und wenn sich am kalten Ostermontag-Morgen auch keine echten Kröten und Frösche fanden, so wurde die Gruppe, darunter auch einige Kinder, wenigstens mit Zuckerfröschen und Schokoladeneiern belohnt.