Landschaftspflegetrupp: Artenschutz mit Motorsäge und Freischneider

Wanderungen in Gruppen und bunte Markierungen an Wanderwegen – damit verbinden die meisten Menschen den Schwäbischen Albverein. Doch der Verein ist weit mehr. Seit vielen Jahrzehnten setzt er sich für den Erhalt wertvoller Naturschutzgebiete und den Artenschutz ein.

Als einziger Naturschutzverband beschäftigt der Verein dafür einen hauptamtlichen Landschaftspflegetrupp. Der Leiter des Pflegetrupps, Jörg Dessecker, erläutert im Interview Geschichte und Aufgaben des Teams.

Wie muss man sich die Arbeit des Landschaftspflegetrupps vorstellen?
Jörg Dessecker: Wir kümmern uns um die Naturschutzflächen, die dem Schwäbischen Albverein gehören, und andere wertvolle Flächen. Außerdem unterstützen wir unsere Ortsgruppen bei ihrer Naturschutzarbeit. Das macht einen großen Teil von dem aus, was wir tun. Dazu kommen Pflegeverträge Diese laufen oft über mehrere Jahre.

Sie sprechen von „wertvollen Flächen“. Was verstehen Sie darunter?
Dessecker: Das können Wacholderheiden sein, Hecken oder Magerwiesen. Viele der Albvereinsflächen sind ja verpachtet an Schäfer und Landwirte. Wir werden da tätig, wo Landwirte mit größeren Maschinen nicht mehr tätig werden können, ohne größere Schäden anzurichten. . Wichtig ist uns dabei die Zusammenarbeit mit den Ortsgruppen. Wir sind zum Beispiel bei den Landschaftspflegetagen der Gaue dabei oder binden Ehrenamtliche aus den Ortsgruppen in unsere Pflegeeinsätze mit ein.

Wie sieht eine typische Arbeitswoche aus?
Dessecker: Wenn wir größere Flächen zu pflegen haben, dann verbringen wir die Woche in der Regel vor Ort. Wir fahren also Montags hin und kommen erst am Freitagabend oder am Samstag wieder zurück nach Stuttgart. Übernachtet wird dann in unseren Wanderheimen, in Naturfreundehäusern oder Pensionen. Die Werkzeuge bringen wir mit dem Transporter mit. In manchen Gebieten – etwa im Schopflocher Moor – arbeiten wir auch mit einer Pferderückerin oder einem Pferderücker zusammen.

Das hört sich sehr intensiv an.
Dessecker: Das stimmt schon. Aber es gibt auch Zeiten, in denen es ruhiger ist. Etwa im Mai und Juni. Viel zu tun gibt es während der Vegetationsruhe von Oktober bis Februar. Da machen wir viele grobe Arbeiten, wie Gehölzpflege, Entbuschungsaktionen oder das Freischeiden von Wacholderheiden. Im Frühjahr geht es dann an die Obstbaumpflege, Trockenmauerbau und Besucherlenkungsmaßnahmen. Und im Sommer müssen Wiesen gemäht werden. Dazu kommen Besprechungen und Umweltbildungsmaßnahmen, z.B. Aktionen mit Schulklassen. Die Arbeit geht uns nicht aus.


Der Transporter des Pflegetrupps ist mittlerweile etwas in die Jahre gekommen. 2021 muss er ersetzt werden. Dafür bitten wir um Spenden! Stichwort: Landschaftspflege. Oder Sie besuchen unsere Facebook-Spendenaktion.


Der Schwäbische Albverein leistet sich als einziger Naturschutzverband einen hauptamtlichen Pflegetrupp. Wie kam es dazu?
Dessecker: Ich bin quasi Mitarbeiter der ersten Stunde. 1991 habe ich als Zivildienstleistender angefangen und wurde danach sofort übernommen. Den Haupt- und Gaunaturschutzwarten war es ein großes Anliegen, für die Pflegearbeiten eine hauptamtliche Person zu haben, die damals die Zivildienstleistenden, heut die FÖJler anleiten und die Ortsgruppen bei ihren Aktionen beraten und unterstützen kann. Und dann hat das halt gepasst, dass da jemand war, der Interesse hatte, Begeisterung mitbrachte und sich mit der Landschaftspflege und in der Gegend auskannte.. Anfangs bestand der Pflegetrupp aus mir und zwei Zivis, meinem Privatauto und einem Hänger mit ein paar Werkzeugen. Mittlerweile sind wir zu fünft – zweiHauptamtliche, zwei FÖJler und ein Praktikant. Und wir haben einen etwas in die Jahre gekommenen Transporter sowie die nötigen Maschinen wie Motorsägen und Freischneider.

Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Arbeit?
Dessecker: Man ist draußen und hat mit der Natur zu tun. Das gefällt mir. Wenn im Frühjahr alles erwacht, sprießt und gedeiht, wenn alles blüht und die Vögel zwitschern, dann geht es mir gut. Mit unserer Arbeit erhalten Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Das ist mir wichtig.

Warum sind die typisch „schwäbischen“ Landschaften wie Wacholderheiden und Trockenrasen so wichtig für den Artenschutz?
Dessecker: Sie weisen eine unheimlich hohe Artenvielfalt auf. Auf Wacholderheiden oder Magerwiesen etwa wachsen zwischen 100 bis 150 verschiedene Pflanzenarten. Und auf jede Pflanzenart kommen 10 bis 15 Insektenarten, die darauf angewiesen sind. Deshalb sind diese Flächen so wichtig. Leider gibt es immer weniger davon. Sie sind eingeklemmt zwischen Wald und Intensivlandwirtschaft oder sie werden zerstückelt durch den Flächenfraß. Deshalb ist es so wichtig, die Flächen zu erhalten, die es noch gibt. Allerdings macht uns der Klimawandel mittlerweile schon sehr zu schaffen.

Inwiefern?
Dessecker: Die Artenvielfalt geht zurück. Es gibt fast keine Falter mehr, viele Blühpflanzen sind verschwunden. Die Flächen brennen im Sommer richtiggehend aus. Früher haben wir im Juli die erste Mahd gemacht. Danach kamen die Wiesen wieder zum Blühen. Das gibt es heute meist gar nicht mehr, weil es einfach zu heiß und zu trocken ist. Oft mähen wir deshalb auch nur noch einmal im Jahr und achten besonders darauf, bestimmte Areale mit Blühpflanzen auszusparen. Außerdem lassen wir auf von Schafen beweideten Wacholderheiden größere Gehölze stehen, damit die Tiere Schatten haben.

Gibt es eine Fläche, an der Sie besonders gerne arbeiten?
Dessecker: Bei Tuttlingen gibt es ein Waldbiotop, an dem der Frauenschuh gut wächst. Die Fläche war vor einigen Jahren noch sehr verwaldet. Unsere ehrenamtlichen Naturschutzwarte haben uns auf die Fläche aufmerksam gemacht. Wir haben dann  große Fichten gefällt, die Gehölzsukzession zurückgedrängt und somit die Fläche geöffnet. Und wir erweitern das Areal immer mehr und pflegen es kontinuierlich. Es ist gigantisch zu sehen, wie viele Orchideen dort mittlerweile wieder wachsen. Ein weiteres Gebiet, das ich besonders mag, ist eine Fläche im Naturschutzgebiet Kochhartgraben und Ammertalhänge bei Tübingen. Vor 25 Jahren war da noch ein Schäfer mit seiner Herde unterwegs. Aber der Mann musste aus Altersgründen aufhören. Die Fläche ist daraufhin immer stärker zugewachsen.  Wir haben dann mit viel ehrenamtlicher Unterstützung in mühevoller Handarbeit, mit Freischneider und Motorsäge  die Trockenrasenflächen zurückgewonnen. Heute gibt es dort eine riesige Artenvielfalt. Zum Beispiel Küchenschellen im Frühjahr, Silberdisteln, Enziane und – ein besonderes Highlight – die Blauflügelige Ödlandschrecke.

Wie wichtig ist die ehrenamtliche Unterstützung für Ihre Arbeit?
Dessecker: Sehr wichtig! Ohne das ehrenamtliche Engagement unserer Mitglieder gäbe es viele Naturschutzflächen gar nicht mehr. Den Ehrenamtlichen ist es auch hauptsächlich zu danken, dass es seit 1993 den hauptamtlichen Pflegetrupp gibt.

Weitere Infos: Landschafts- und Biotopflege des Schwäbischen Albvereins

 

Landeswettbewerb „Baden-Württemberg blüht“ – Jetzt teilnehmen!

Ihre Ortsgruppe engagiert sich in vorbildlicher Weise für die biologische Vielfalt? Sie pflegen Wacholderheiden, Obstbaumwiesen, Hecken oder Mähdern? Dann bewerben Sie sich jetzt beim Landeswettbewerb „Baden-Württemberg blüht“.

Mit dem Wettbewerb will das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Kooperationen sowie Projekte und Maßnahmen auszeichnen, die dem Erhalt der biologischen Vielfalt im Land dienen.

Wer kann mitmachen?

Bewerben können sich engagierte Kommunen, Landwirtinnen und Landwirte, Vereine wie der Schwäbische Albverein und seine Ortsgruppen, Imkerinnen und Imker, Streuobstwiesenbewirtschaftende, Jägerinnen und Jäger, Unternehmen sowie Naturinteressierte, privat engagierte Gruppen, Schulen und Kindertagesstätten – also alle, die sich für eine bunt blühende und vielfältige Kommune und Landschaft einsetzen. Bis zum 31. Dezember können Projekt- und Maßnahmenbeschreibungen bzw. Fotobeiträge eingereicht werden.

Fachjury wählt Preisträger aus

Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch eine Fachjury aus Vertreterinnen und Vertretern der Land- und Forstwirtschaft sowie des Naturschutzes, der Kommunalen Landesverbände, der Wissenschaft und der Verwaltung. Bei der Bewertung durch die Fachjury liegt der Fokus auf der Gesamtkonzeption des Vorhabens. Bewertet werden zudem die Zusammenarbeit mit Akteuren aus verschiedenen Bereichen, der Umfang der ergriffenen Maßnahmen, die Öffentlichkeitsarbeit, der Umweltbildungsaspekt, die Dauerhaftigkeit der ergriffenen Maßnahmen sowie fachliche Aspekte.

Dotiert ist der Wettbewerb mit insgesamt 25.000 Euro. Die Preisverleihung findet im Sommer 2021 statt.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Wettbewerb sowie die Bewerbungsunterlagen.

Waldsterben 2.0

Umgestürzte Bäume, starke dürre Äste am Boden und lichte Baumkronen: Dem Wald geht es nicht gut. Nach dem sauren Regen in den 1980ern macht nun der Klimawandel den Wäldern in Baden-Württemberg zu schaffen. Försterin und Gaunaturschutzwartin des Albvereins, Waltraud Leinen, dazu im Interview.

 

 Wie geht es den Wäldern in Baden-Württemberg?

Nicht gut. Nach zwei Trockenjahren in Folge ist der Wald geschwächt. Die Bäume sind auf tiefe Wasserressourcen angewiesen. Aber das Grundwasser ist nach den heißen und trockenen Sommer einfach sehr niedrig. Schädlingsbefall ist ein Problem. Und an bestimmten Bäumen gibt es Verbrennungsschäden aufgrund der beiden extrem heißen Wochen im Sommer 2019. Es kommt also einiges zusammen.

Welche Baumarten sind besonders betroffen?

Die Fichte. Sie leidet sehr unter dem Borkenkäfer. Dieses Jahr ist er schon seit Ostern in großer Anzahl unterwegs, weil es so warm war und weil er sich durch die Hitze in den letzten beiden Jahren so gut vermehren konnte. Das setzt den Fichten sehr zu. Viele Bäume sind vorgeschädigt. Bei den Laubbäumen ist es die Buche, die leidet. Wir hatten ja gehofft, dass sie als einheimische und angepasste Baumart gut durch die heißen Sommer kommt. Aber auch bei ihr haben wir im Herbst 2019 extreme Schäden vor allem an den Kronen festgestellt. Die verbrennen unter der starken Sonnenstrahlung. In der Folge setzt sich ein Pilz rein und die Äste sterben langsam ab. Das macht uns wirklich Sorgen.

Gibt es regionale Unterschiede?

Nicht wirklich. Selbst im Schwarzwald, der normalerweise recht feucht ist, war es in den vergangenen Jahren viel zu trocken. Ostdeutschland hat es allerdings noch viel übler getroffen als uns. Da sterben ganze Wälder ab. Das hatten wir in dem Ausmaß bisher hier noch nicht.

Wie kann man als Laie die Schäden erkennen? Denn momentan sieht alles grün und schön aus.

Das ist in der Tat sehr schwierig. Gerade im Sommer sieht man ja nicht in die Kronen, wo oft sehr starke Äste abgestorben sind. Bei starkem Wind können die herunterfallen und Menschen gefährden. Im Winter erkennt man Schäden noch schlechter. In öffentlichen Wäldern, die von uns Förstern betreut werden, versuchen wir, möglichst alle Bäume, die eine Gefahr darstellen zu fällen. Aber wir können nicht überall gleichzeitig sein.

Was raten Sie Wanderern und Radfahrern?

Wenn ein Sturm oder Orkanböen angesagt sind, vorrangig im Winter, dann ist es im Wald gefährlich. Da muss man wirklich aufpassen. Das gilt vor allem für ältere Wälder, weil da viel runterbrechen kann. Im Sommer sind Sommergewitter gefährlich. Die kann man oft nicht so vorhersehen und das ist das Problem. Wenn Sie also in ein Gewitter kommen, dann nicht unter alten Bäumen Schutz suchen. Lieber irgendwo hingehen, wo die Bäume kleiner und niedriger sind. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass ein ganzer Baum umfällt. Aber auch morsche Kronenteile und dürre Äste sind höchst gefährlich und auch faktisch vorher nicht sichtbar.

Was müsste die nächsten Jahre passieren, damit der Wald sich erholen kann?

Mehr Regen und moderate Sommertemperaturen. Aber die extremen Jahre häufen sich. Das ist ein Fakt. Von forstwirtschaftlicher Seite arbeiten wir seit dem Sturm Wiebke Anfang der 1990er Jahren an einem Waldumbau. Damals sind viele Fichten entwurzelt worden, weil sie mit ihren flachen Wurzeln nicht sturmstabil sind. Aber jede Veränderung im Wald dauert seine Zeit. Bäume wachsen eben langsam.

Wie muss man sich diesen „Umbau“ vorstellen?

Wir setzen bei der Aufforstung auf eine gute Durchmischung im Wald. Ein gesunder Mischwald hält Klimaveränderungen am besten aus. Das ist das eine. Zum anderen müssen wir aber auch den Waldbestand, der da ist schützen, indem wir zum Beispiel den Borkenkäfer im Zaum halten. Das ist im Sommer oft ein Wettlauf mit der Zeit. Leider haben wir dafür oft nicht genug Personal. Wir bräuchten dringend mehr Förster und Waldarbeiter – sowohl für die Aufforstung als auch für die Überwachung und Eindämmung von Schädlingen.

Werden denn schon Baumarten zugemischt, die hier nicht heimisch sind?

Ja. Die Douglasie etwa. Sie stammt eigentlich aus Nordamerika und hat sich in trockenen Sommern bewährt. Sie wurde allerdings schon vor gut hundert Jahren hier eingeführt, ist also nicht mehr ganz neu. Bei Laubholzbaumarten ist man noch nicht so weit. Die forstwirtschaftliche Versuchsanstalt sucht hier nach Lösungen. Aber das ist nicht so einfach. So ein Baum muss im Sommer Trockenheit aushalten, im Winter aber viel Feuchte. Also einfach Palmen pflanzen, weil es wärmer wird, funktioniert nicht. Momentan pflanzen wir vor allem da einheimische Eichen nach, wo Buchen Probleme haben. Eichen halten die Hitze und die Trockenheit bisher ganz gut aus.

Was kann der Schwäbische Albverein für den Wald tun?

Um die Klimaerwärmung zu stoppen und den Wald zu erhalten, ist die gesamte Gesellschaft gefordert. Der Schwäbische Albverein und seine Mitglieder können vor allem informieren, durch waldpädagogische Maßnahmen ein Bewusstsein für den Klima- und Naturschutz schaffen und die Forstwirtschaft kritisch begleiten.

Waltraud Leinen ist Försterin und leitet im Landkreis Schwäbisch-Hall das Forstrevier Spielbach des Forstbezirks Tauberfranken. Im Schwäbischen Albverein ist sie als Naturschutzwartin im Burgberg-Tauber-Gau aktiv.

Das Interview führte Ute Dilg.

Weitere Informationen:

Blumenwiesenfest abgesagt

Leider kann das Blumenwiesenfest am 27. Juni nicht stattfinden. Auf Grund der Art der Veranstaltung und der Aktivitäten könnten wir Abstandsregelungen nicht garantiert einhalten. Außerdem wäre die Teilnehmerzahl so stark eingeschränkt, dass wir ggf. Familien, Kinder und Interessierte hätten wegschicken müssen. Und das wäre sehr schade gewesen.

Das Blumenwiesenfest wird nächstes Jahr wieder stattfinden. Der Termin wird rechtzeitig im Jahresprogramm Naturschutz und auf der Homepage bekannt gegeben.

 

Stiftung gibt 800 Euro für Nisthilfen

Die Stiftung „Franz und Rosina Greiling“ unterstützt Naturschutzmaßnahmen der Albvereins-Ortsgruppe Sachsenheim.

Im Rahmen ihrer Patenschaft für die städtischen Streuobstwiesen „Im Roden“ hat der Verein dort Nisthilfen für Vögel und Insekten aufgehängt. Diese sind mittlerweile etwas in die Jahre gekommen und müssen schrittweise erneuert werden. Gleiches gilt auch für die Nisthilfen der Stadt im Mettertal unterhalb der ehemaligen Kläranlage in Kleinsachsenheim.

Sachsenheimer aktiv im Naturschutz

Helmut Mager, der Naturschutzwart OG Sachsenheim, wandte sich für eine Finanzierung der Nisthilfen an die „Stiftung Franz und Rosina Greiling“ in Stuttgart. Die Stiftung wurde 2013 gegründet. Ihre Gründer, Franz und Rosina Greiling, sind von jeher dem Naturschutz sehr verbunden. Zweck ihrer Stiftung ist die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege, die Sicherung von für den Naturschutz bedeutsame Flächen durch Erwerb oder Pacht sowie die Pflege und Verbesserung, Kennzeichnung und Beschilderung von Wanderwegen durch ehrenamtliche Kräfte des Schwäbischen Albvereins. Der Vorstand der Stiftung sowie ihr Kuratorium bewilligte 800 Euro für die Naturschutzarbeit der Sachsenheimer. Besonders würdigten die Gremien dabei das schon über viele Jahre konstant große Engagement der Albvereinsortsgruppe im praktischen Naturschutz.

Familiengruppe hilft beim Aufhängen

Im Herbst sollen die Nisthilfen auf den betroffenen Flächen nun ausgetauscht werden – gemeinsam mit der Abteilung „Junge Familie“ der Ortsgruppe. Gerade die Kinder seien immer sehr interessiert daran, wer in den Vogel-Behausungen dann brütet, heißt es bei den Verantwortlichen. Hergestellt werden die Nisthilfen in den Schreinereiwerkstätten der Justizvollzugsanstalten in Bruchsal und Heimsheim. Darüber hinaus hat Helmut Mager beim NABU Vaihingen Nisthilfen bestellt.

Tag der Artenvielfalt: Obstbaumwiesen als Biotope schützen

Anlässlich des Internationalen Tags der Artenvielfalt am 22. Mai fordert der Schwäbische Albverein Obstbaumwiesen stärker zu schützen und im Naturschutzgesetz als „Geschützte Biotope“ zu verankern.

„Obstbaumwiesen bilden nicht nur wichtige und schön anzusehende Grüngürtel um Ortschaften, sondern sind vor allem auch wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Wiesenpflanzen, Kleinsäugern, Vögeln und Insekten“, betont die Katharina Heine, Naturschutzreferentin des Schwäbischen Albvereins. Mit einer Aufnahme ins Naturschutzgesetz wären für Kommunen und Grundstücksbesitzer auch finanzielle Anreize wie Zuschüsse zur Erhaltung und Pflege wichtiger Bestände verbunden.

Artenreiche Lebensräume gefährdert

Obstbaumwiesen, häufig auch „Streuobstwiesen“ genannt, haben in Baden-Württemberg eine lange Tradition. Ab dem 15. und 16. Jahrhundert begann man Obstbäume in der Landschaft zu „streuen“, daher stammt der Begriff „Streuobstwiese“. Obstbaumwiesen gehören mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen Europas. Bedingt durch den Bau von Straßen, Gewerbe- und Wohngebieten sowie einer Umnutzung der Flächen und die damit verbundene Zerschneidung der Landschaft haben sich die Bestände seit den 1960er Jahren fast halbiert.

„Viele Obstbaumwiesen werden außerdem nicht mehr fachgerecht bewirtschaftet“, beklagt Heine. „Ihre Pflege ist zeitaufwändig und macht viel Arbeit. Das ist vielen Besitzer aus Altersgründen oft zu viel.“ Bei den nachfolgenden Generationen fehle oft das Wissen, die Zeit und das Engagement die Obstbaumwiesen so zu betreuen, dass diese Biotope auch langfristig erhalten bleiben. Die Folge: Die Obstbaumwiesen wachsen zu, die Bäume sehen ungepflegt aus. Um die Pflege von Obstbaumwiesen zu gewährleisten müssen die aus Obstbaumwiesen gewonnenen Produkte stärker durch regionale Vermarktung unterstützt werden, fordert Heine. Etwa Apfelsaft aus heimischen Streuobstwiesen.

Bewußtsein für Naturschutz und Artenkenntnis fördern

Wichtig für einen dauerhaften Erhalt der Obstbaumwiesen ist zudem die heimische Artenkenntnis zu fördern. Es müsse bereits in der Schule oder sogar in Kindertageseinrichtungen angesetzt werden, um ein Basiswissen an heimischen Arten zu schaffen, betont Heine. „Nur so können Kinder einen Bezug zu Natur und Umwelt entwickeln. Wer nicht weiß, welche Funktion eine Obstbaumwiese hat und wie wichtig sie für uns ist, weiß auch nicht, was durch ihre Vernachlässigung verloren geht.“ Heine berichtet in diesem Zusammenhang von einem Arbeitseinsatz von Schülerinnern und Schüler der Landern-Grundschule in Markgröningen im Herbst 2019. Gemeinsam mit der dortigen Ortsgruppe und der fachkundigen Anleitung des hauptamtlichen Pflegetrupps legten sie eine neue Obstbaumwiese an.

Im Rahmen der Familien- und Jugendarbeit finden zudem regelmäßig Apfelaktionen statt, bei denen Kinder selbst Äpfel auf einer Obstbaumwiese auflesen und anschließend ihren eigenen Apfelsaft pressen können. „ Ganz nebenbei bekommen die Kinder so nützliches Wissen rund um die Obstbaumwiesen vermittelt“, berichtet Heine. „Und es macht ihnen Spaß.“ und sind mit Spaß an der Arbeit dabei.


Lesen Sie mehr über die Geschichte von Obstbaumwiesen, ihrem Schutz und die schützenswerte Fauna und Flora in unserer Broschüre Obstbaumwiesen – typisch schwäbisch!. Als Schmankerl gibt es darin auch einen Wandervorschlag

Weitere Naturschutzbroschüren zu geschützten und schützenswerten schwäbischen Landschaften finden Sie unter hier.

Tag des Baumes am 25. April

Zarte Fliederblätter und duftend weiße Blütenstände, die von verzweigten Kronen herabhängen – die Robinie, ein blühende Sommerbaum, erfreut alle Sinne. Trotzdem ist sie umstritten. Zum Tag des Baumes (25. April) lesen Sie hier ein kleines Porträt des Baum des Jahres 2020.

Vor über 300 Jahren ist die Robinie in Mitteleuropa eingeführt worden. Sie zierte im 17. Jahrhundert zunächst Barockgärten und Parks. Das ungewöhnlich hart Holz fand Verwendung im Gruben bau. Heute benutzt man es für Spielplatzgeräte, Terrassenmöbel und im Brückenbau.

Gefahr für wertvolle Naturräume

Allerdings konkurriert die Robinie mit der heimischen Flora, besiedelt unwirtliche Räume. Das Problem: In den Wurzeln der Robinie leben Bakterien, die Luftstickstoff fixieren. Der reichert sich im Boden an – Gift für stickstoffarme Naturräume wie Magerrasen oder Binnendünen. Zudem erweist sich die Robinie – einmal etabliert – als nahezu unverwüstlich. Damit steht sie auf der Liste der invasiven Baumarten.

Hoffnungsträger in Zeiten des Klimawandels

Dennoch hat die Robinie auch ihre Vorzüge. Sie kommt gut mit städtischem Klima und schwierigen Bodenverhältnissen zurecht. Bienen lieben ihre Blüten – ein großes Plus in Zeiten des Insektensterbens. Das Holz ist witterungsbeständig und damit eine gute Alternative zu Tropenholz. Derzeit wird in der Forstwirtschaft intensiv geforscht, welche Rolle die Robinie in klimastabilen Wäldern spielen kann.

Die Robinie in Baden-Württemberg

Die größten Bestände des „Neubürgers“ gibt es in Brandenburg, einem Bundesland, das häufig unter großer Trockenheit leidet. In Baden-Württemberg spielt die Robinie bisher kaum eine Rolle. Nur 0,25 Prozent Waldfläche sind laut Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mit ihr bewachsen. In Buchenwäldern hat sie kaum eine Chance. Probleme bereitet sie eher in lichten, trockenen Wäldern, wo sie durch ihre weiten Wurzeln zur Konkurrenz für heimischen Arten wie der Kiefer, Trauben- oder Stieleichen werden kann. Außerdem ist es wichtig, sie von Trocken- und Magerrasen fern zu halten.

Baum des Jahres

Seit mehr als 30 Jahren kürt die Dr. Silvius Wodarz Stiftung jährlich einen „Baum des Jahres“. Die Stiftung den Menschen so das Lebewesen „Baum“ näher bringen. Außerdem fördert sie Naturschutzprojekte und naturpädagogische Maßnahmen für Kinder und Jugendliche.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Zustand des Waldes besorgniserregend

Naturschutzwart Manfred Hagen vom Schwäbischen Albverein ist alarmiert: „Wir müssen endlich weg von Monokulturen hin zu naturnahen Mischwäldern“, fordert er anlässlich des Tags des Waldes am 21. März.

   

Weg von Monokulturen, hin zu naturnahen Mischwäldern

Baden-Württemberg zählt mit rund 14.000 Quadratkilometer Wald zu den waldreichsten Bundesländern in Deutschland. Das entspricht gut 38 Prozent der Landesfläche. Im Waldzustandsbericht der Landesregierung für 2019 werden 43 Prozent davon als „stark geschädigt“ eingestuft. Monokulturen sind besonders anfällig bei Stürmen und Schädlingsbefall. Die zunehmende Trockenheit bedingt durch den Klimawandel werten Wissenschaftler zudem ein deutliches Signal dafür, dass es mehr Vielfalt braucht.

Erhöhte Vorsicht beim Aufenthalt in Wäldern nötig

Was bedeutet das für Wanderer? Zum einen, dass sie künftig vorsichtiger sein müssen beim Waldspaziergang. Die vielen Stürme in den vergangenen Wochen und der starke Borkenkäferbefall bedingt durch zwei sehr trockene und heiße Sommer haben auch den Wälder in Baden-Württemberg stark zu schaffen gemacht. Aufgrund der Vorschädigung vieler Bäume sei mit Brüchen zu rechnen, warnt Albereinspräsident Hans-Ulrich Rauchfuß. Zum anderen gebe es Beeinträchtigung beim Zugang zu Wanderwegen aufgrund von verstärkte Waldarbeiten und Umforstungsmaßnahmen.

Naturschutzbeauftragter Manfred Hagen fordert von Wanderern und Erholungssuchenden außerdem, ihre Sichtweise auf den Wald zu überprüfen. Hierzulande hätten die Menschen gerne einen „aufgeräumten Wald“ oder einen Park. Gesunde, naturnahe Wälder sind aber unordentlich. „Es gibt dann eben auch Dickicht oder herumliegende Äste“, betont er.

Artenrückgang auch in den Wäldern alarmierend

Besonders besorgt ist Manfred Hagen über den Rückgang von Insektenarten in den hiesigen Wäldern. „Bisher dachte man immer, das Artensterben betreffe die Wälder weniger als Wiesen und Ackerflächen“, sagt er. Dem sei allerdings nicht so. Hagen verweist auf eine Studie zum Artensterben, die die Technische Universität München hat im vergangenen Herbst veröffentlicht hat. Dafür seien unter anderem auch Flächen auf der Schwäbischen Alb untersucht worden. Das Ergebnis ist erschreckend: Die Biomasse an Insekten in den Wäldern ist seit 2009 um 41 Prozent zurückgegangen, die Zahl der Arten um 36 Prozent. „Es besteht dringender Handlungsbedarf!“, betont Hagen und widerholt die Forderung, die Naturschutzverbände schon seit längerem stellen: „Wir brauchen ein Umdenken in der Forstwirtschaft.“

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