Anerkennung von Streuobst als immaterielles Kulturerbe der UNESCO gefordert

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg unterstützt gemeinsam mit weiteren Naturschutzverbänden den Antrag auf Anerkennung des Streuobstanbaus als Immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO.

Das Land Baden-Württemberg hat den Antrag auf Anerkennung im April 2020 bereits befürwortet. Als nächster Schritt steht nun auf Bundesebene die Entscheidung der Kultusministerkonferenz im März an.

Streuobstwiesen haben lange Tradition

Streuobstwiesen genannt, haben in Baden-Württemberg eine lange Tradition. Ab dem 15. und 16. Jahrhundert begann man Obstbäume in die Landschaft zu „streuen“. Sie gehören mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen Europas. Bedingt durch den Bau von Straßen, Gewerbe- und Wohngebieten und der damit verbundene Zerschneidung der Landschaft haben sich ihre Bestände seit den 1960er Jahren fast halbiert.

Die Streuobstbestände im Land sind jedoch aufgrund sinkender Preise für Bio-Mostobst weiter gefährdet. „Nachdem die Preise für Bio-Mostobst aus Streuobst in Deutschland dramatisch sinken, wird es immer wichtiger, den Mehrwert von Obst aus Streuobstwiesen herauszustellen. Ein Baustein dafür ist die Anerkennung des Streuobstanbaus als immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO“, betont Martin Engelhardt, Streuobstexperte beim Landesnaturschutzverband (LNV).

Bio-Ostplantagen als Sargnagel für Streuobstwiesen

Derzeit kündigen Keltereien reihenweise ihre Verträge mit Bio-Streuobsterzeugern. Die Abnehmerpreise haben sich fast halbiert. Hintergrund ist der seit 2014 ausgeweitete Anbau von Bio-Obst in Plantagen im europäischen Ausland und am Bodensee. Die Plantagen kommen jetzt in die Ertragsphase und liefern billiges Plantagen-Bioobst. Wenn sich der Trend fortsetzt, ist Baden-Württemberg in etwa 30 Jahren ohne nennenswerte Streuobstbestände und hat seine europaweit bedeutsamen Hotspots der Artenvielfalt für immer verloren, fürchtet der LNV.

Viele Streuobstwiesen werden außerdem nicht mehr fachgerecht bewirtschaftet. Ihre Pflege ist zeitaufwändig und macht viel Arbeit. Das ist vielen Besitzer aus Altersgründen oft zu viel. Bei den nachfolgenden Generationen fehlt oft das Wissen, die Zeit und das Engagement die Obstbaumwiesen so zu betreuen, dass diese Biotope auch langfristig erhalten bleiben. Die Folge: Die Streuobstwiesen wachsen zu, die Bäume sehen ungepflegt aus.

Die Auszeichnung als Immaterielles Kulturerbe wäre eine wichtige Anerkennung für alle Menschen, die sich im Streuobstbau engagieren, und für das Land eine Verpflichtung, sich besser als bisher um die Streuobstbestände zu kümmern, betonen die Naturschutzverbände.

Pressemitteilung des LNV, NABU und BUND

Als anerkannter Naturschutzverband und Mitglied des LNV setzt sich der Schwäbische Albverein für den Arten- und Naturschutz in Baden-Württemberg ein. Viele Ortsgruppen pflegen Streuobstwiesen und beraten Besitzer beim Erhalt ihrer Wiesen. Die Ortsgruppe Markgröningen legte im Herbst 2019 gemeinsam mit einer Klasse der Landern-Grundschule eine neue Streuobstwiese an.

Unsere Broschüre mit Informationen zur Geschichte von Streuobstwiesen, zu ihrem Schutz, ihrer Fauna und Flora sowie mit einem Wandervorschlag: https://natur-umwelt.albverein.net/publikationen/obstbaumwiesen/